Kind, 3 Jahre, quengelt den ganzen Tag: „Jetzt hör doch endlich auf zu quengeln!“

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„Hallo,

ich weiß nicht mehr weiter. Meine Tochter, knapp 3 Jahre alt, quengelt und jammert den ganzen Tag. Es beginnt schon beim Aufstehen in der Früh, dass sie weint und es geht den ganzen Tag so weiter. Sie quengelt bei den kleinsten Kleinigkeiten. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Es scheint ihre Strategie zu sein, weil sie so bekommt, was sie will. Ich habe schon versucht sie zu ignorieren, Ruhe zu bewahren, sie anzubrüllen, aufs Zimmer zu schicken…… ich weiß einfach nicht mehr weiter. Selbst abends jammert sie gut zwei Stunden im Bett, bis sie endlich schläft. Es nervt nur noch. Habt ihr einen Tipp, was ich tun kann?

Liebe Grüße, Simone“

 

Liebe Simone,

vielen Dank für deine Frage. Was du schreibst hört sich sehr anstrengend an. Kann es sein, dass sie unterfordert ist? Ist ihr langweilig?

Es hat ja einen Grund, warum Kinder quengeln. Das kann Langeweile sein, Übermüdung, Überreizung, es möchte dich unter Druck setzen,…. aber meist verbirgt sich hinter dem Quengeln etwas ganz anderes: Quengeln ist ein Ausdruck von Abhängigkeit und Machtlosigkeit. Ähnliche Beobachtungen konnten auch im Tierreich gemacht werden. Die meisten Tiere nehmen ihr Schicksal hin und quengeln nicht. Es gibt aber Ausnahmen, wie z.B. Haushunde, die es gewohnt sind, beschäftigt zu werden.

Auch wenn sich dieser Vergleich komisch anhört, so trifft er auch beim Menschen zu. Dein Kind ist von dir abhängig. Wenn es etwas nicht bekommt, nicht darf oder nicht kann, dann ist das Quengeln ein Ausdruck des Unmuts. Dein Kind ist frustriert. Es ärgert sich über sich selbst oder über dich, wenn es etwas nicht kann oder darf. Oder es braucht etwas. Werden seine Bedürfnisse, die es damit zum Ausdruck bringt, nur unzureichend befriedigt, dann baut es seinen Stress und seine Frustration durch Quengeln ab. Dein Kind möchte sich dir also mitteilen, wenn es quengelt – es ist ein natürlicher Ausdruck dafür, dass es sich nicht gut fühlt. Sind Kinder noch klein, dann löst das Jammern, Quengeln und Weinen einen Fürsorgereflex aus – das ist auch gut und überlebenswichtig für dein Kind. Dein Kind ist darauf angewiesen, dass du dich um es kümmerst.

 

Als Elternteil bist du aufgefordet zu unterscheiden, warum dein Kind quengelt: Hat es ein Bedürfnis oder einen Wunsch?

Statt deinem Kind jeden Wunsch (!!!) zu erfüllen damit es glücklich ist, ist es angebrachter, ihr beizubringen, Probleme selber zu lösen oder ihr zu zeigen, wie sie ihre Bedürfnisse und Wünsche selbst befriedigen kann. Das heißt nicht, dass du ihrem Bedürfnis nach Nähe, Fürsorge und Liebe nicht mehr nachkommen sollst, sondern es geht darum, zwischen Wunsch und Bedürfnis zu unterscheiden: ein Bedürfnis ist überlebenswichtig für dein Kind, ein Wunsch ist hingegen etwas, dass es gerne hätte, aber ohne dem es auch überleben kann.

  • Jammert dein Kind nun „Mama, ich will kuscheln“, dann ist es ein Bedürfnis und es ist richtig, wenn du diesem nachgibst und mit deinem Kind kuschelst.
  • Beim Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit kann sie dieses selbst erfüllen, indem du sie einbindest in deine täglichen Aktivitäten.
  • Möchte es hingegen im Supermarkt irgendwelche Süßigkeiten oder ein Spielzeug, dann ist das ein Wunsch, dessen Ablehnung zu Frustration führt.

Wichtig ist, dass dein Kind seine Selbstwirksamkeit und Unabhängig erfahren darf und daran wächst, wenn es Aufgaben alleine bewältigt. Denn genau das wollen Kinder in dem Alter deiner Tochter: Sie wollen schon groß, unabhängig und selbständig sein.  Was es dazu braucht ist eine liebevolle Begleitung und eine vorbereitete Umgebung, die es ihr erlaubt, altersentsprechend selbständig zu sein.

Was du tun kannst:

  • Nicht die Beherrschung verlieren: Wenn dein Kind quengelt, dann fühlt es sich schon schlecht. Wenn du es dann noch anschreist, wird dieses Gefühl noch verstärkt.
  • Dein Kind darf seine Gefühle äußern: Bestärke dein Kind darin, dass es dir seine Gefühle mitteilt. Für eine gute Beziehung zwischen euch ist es wichtig.
  • Bedürfnis oder Wunsch? Versuche herauszufinden, ob hinter dem Quengeln ein Bedürfnis steht oder ein Wunsch. Ist dein Kind müde, hat es Durst oder ist ihm langweilig, kannst du entsprechend darauf reagieren und sein Bedürfnis stillen. Und hab keine Angst, dass du dein Kind verwöhnst: Mit der Erfüllung von Bedürfnissen kann niemand verwöhnt werden.
  • Keine Bestechungen! „Wenn ich dir das Spielzeug kaufe, dann hörst du auf zu quengeln“ ist zwar eine Möglichkeit die im Moment für Ruhe sorgen wird, jedoch das Problem nur verschärft, weil das Kind für sein Quengeln in seinen Augen belohnt wurde.
  • Drohe deinem Kind nicht. „Wenn du nicht zu quengeln aufhörst, darfst du heute nicht mehr fernsehen“ – so fühlt sich dein Kind unverstanden und noch unwohler, als ohnehin. Dein Kind soll dir doch vertrauen können, oder?
  • Ablenkung: Biete deinem Kind Alternativen an, die es ablenken und dir eine kurze Verschnaufpause gönnen. Wenn deinem Kind langweilig ist, dann biete ihm ein oder zwei konkrete Spielideen an, lass es aber dennoch selbst überlegen, womit es spielen könnte. Langeweile tut Kindern gut!

Wenn das nicht funktioniert, dann lass sie an deinem Alltag teilhaben. Sie kann dir beim Kochen helfen, beim Wäsche aufhängen, beim Geschirrspüler ein- und ausräumen, beim Einkaufen, beim Schuhe putzen, etc. Kinder nehmen gerne am Leben ihrer Eltern teil und wollen das tun, was auch die Erwachsenen machen. Gib ihr Aufgaben, die ihr das Gefühl geben, dass sie groß ist. Lass sie den Salat putzen, beim Einkaufen die Lebensmittel holen oder die Wäsche in hell und dunkel sortieren.

Geht dein Kind in den Kindergarten? Vielleicht tut es ihr gut, wenn sie mit anderen Kindern zusammenkommt. Besucht gemeinsam eine Spielgruppe, verabredet euch mit anderen Familien am Spielplatz und verbringt unbedingt viel Zeit in der Natur – denn dort bekommen Kinder alles, was sie brauchen.

 

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