„Schön, cool, toll“ – 6 Tipps, damit dir dein Kind mehr erzählt

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Letzte Woche war eine Freundin meiner Kindern bei uns zu Besuch, die sehr redselig war. Sie quatschte eigentlich die ganze Zeit mit mir. Sie erzählte mir von ihrem Tag, was sie bewegte und stellte gefühlte 1.000 Fragen. Der Nachmittag mit der Freundin meiner Kinder war sehr informativ für mich. Denn meine Kinder sind welche, die tendenziell weniger erzählen und ich ihnen – wie man so schön sagt –  alles aus der Nase ziehen muss.

 

„Schön, cool, toll“

„Schön, cool, toll“ – das höre ich beinahe jeden Nachmittag von meinen Kindern auf die Frage, wie denn ihr Tag war. Meine Kinder gehören definitiv zu der Sorte, die nicht drauflos plappern, wenn sie nach Hause kommen. Sie haben oft keine Lust dazu. Sie müssen ihre Gedanken selbst erst einmal ordnen oder für sich sein, um dann zu erzählen. Ich muss sie zum Reden animieren, wenn ich mehr von ihnen erfahren möchte.

 

Alles halb so wild

Laut Psychologen ist das auch gar nicht schlimm, wenn Kinder zu Hause nichts erzählen oder nur weniger. Im Gegenteil: Es ist auf dem Weg zum Erwachsenwerden sogar gut, wenn Kinder Dinge für sich behalten und nicht alles preisgeben. So abwegig ist diese Einstellung gar nicht. Denn ich erinnere mich, dass auch ich als Kind nicht alles erzählt habe und furchtbar genervt davon war, wenn meine Mutter weiter fragte.

 

Hörst du richtig zu?

Aber so einfach gebe ich mich mit einem „Schön, cool, toll“ dann auch nicht zufrieden. Man hat ja als Mama so ein Gefühl, wenn etwas nicht passt oder man sieht es seinem Kind ja an, wenn es etwas beschäftigt. Die Sache ist aber die: Gespräche scheitern oft daran, dass Eltern nicht richtig zuhören, weil sie selbst noch mit anderen Dingen beschäftigt sind. Haushalt, kochen, einkaufen, Geschwister, die auch Aufmerksamkeit verlangen etc. führen dazu, dass sich Kinder nicht ernst genommen fühlen und dann auch einfach weniger erzählen.

Ich spreche mich da gar nicht frei davon. Denn ich ertappe mich immer wieder, wie ich meine Kinder auf später vertröste, obwohl sie gerade anfangen wollten, etwas zu erzählen. Später wollen dann nur die Kinder nicht mehr oder – wir vergessen darauf. Dabei ist es so wichtig, dass wir unseren Kindern zuhören. Ihnen signalisieren, wir nehmen sie ernst, interessieren uns für ihren Tag und ermuntern sie, über ihre Gefühle und Gedanken zu sprechen.

 

6 Tipps, damit es mit dem Erzählen auch klappt

  1. Zuhören

Konzentriere dich wirklich darauf, was dein Kind sagt und höre ihm bis zum Schluss zu. Unterbrich dein Kind nicht und frag nach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Zum Zuhören gehört auch, dass du dich deinem Kind zuwendest, mit ihm Blickkontakt hältst und nicht nebenbei noch die Waschmaschine ausräumst. Kommentare, Meinungen oder Ratschläge, behalte lieber für dich – höre deinem Kind nur zu. Wenn dein Kind dir etwas erzählen möchte und du hast gerade keine Zeit, dann sage ihm das mit einem liebevollen Ton und macht euch aus, wann ihr euch für ein Gespräch zusammensetzt.

  1. Eingehen

Nicht nur Zuhören ist wichtig, sondern auch, dass du auf das Gesagte eingehst. Schnell neigen wir als Eltern dazu, das Gesagte zu bewerten. Oder Ratschläge zu geben, zu trösten oder das Kind von seinen Sorgen abzulenken. Prinzipiell spricht da auch nichts dagegen, doch wenn wir solche Reaktionen häufig einsetzen vermitteln wir unserem Kind, dass wir es besser wissen. Und ihm auch nicht zutrauen, dass es mit seinen Problemen selbst fertig wird. Um dieser „Falle“ zu entgehen, bieten sich offene Fragen gut an, damit das Kind noch mehr erzählt und im Dialog zu einer Lösung kommt oder eine neue Perspektive auf die Situation entwickelt.

  1. Erlebnisse am Küchentisch

Eltern sind beim Erzählen auch Vorbilder. Kinder profitieren davon wenn sie erleben, wie sich ihre Eltern von ihrem Tag erzählen, sie auch mal Meinungsverschiedenheiten austauschen. Dabei merken sie, dass auch sie einen Beitrag zu den Gesprächen am Küchentisch liefern können. So kann es ein Ritual sein, sich abends beim gemeinsamen Essen Zeit zu nehmen und jeder erzählt von seinem Tag, während die anderen zuhören.30

  1. Das Kind ernst nehmen

Egal wie alt dein Kind ist – nimm es als Gesprächspartner ernst und lass es ausreden. Das beginnt schon im Babyalter, wenn wir unserem Baby beim Brabbeln zuhören. Es aussprechen lassen und dann erst imitieren. Auch wenn es manchmal länger dauert, bis das Kind die Worte findet, die es sucht. Unsere Kinder wollen als Gesprächspartner ernst genommen werden. Sie wollen ihre Ideen und Vorstellungen mit uns teilen und auch etwas zu sagen haben. Auch dann, wenn sich unsere Vorstellungen nicht mit ihren decken.

  1. Sei kreativ

Statt dein Kind immer nur zu fragen wie sein Tag war, frag doch einfach, was ihm heute besonders gut gefallen hat. Worauf es heute stolz ist, was es fasziniert hat, wo es Hilfe gebraucht hätte, wann es sich besonders gut/schlecht gefühlt hat.

  1. Wie geht es deiner Hand?

Alternativ kannst du dein Kind auch fragen, wie sich seine Hand heute fühlt. Oder was es erlebt hat, wie es den Beinen heute geht etc. Hört sich im ersten Moment vielleicht lustig an, kann aber ein guter Ansatz für ein Gespräch sein.

Vergiss aber nicht: Uns allen geht es einmal so, dass wir einfach keine Lust haben, etwas zu erzählen. Nach einem anstrengenden Tag sind wir alle einmal redefaul und wollen einfach unsere Ruhe haben. Unseren Kindern geht es genauso so. Nehmen wir das einfach an!

 

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