Woran du merkst, ob du zu wenig Milch hast

zu wenig milch?
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Einer der häufigsten Gründe, die zu einem frühen Abstillen führt ist die Sorge, zu wenig Milch zu haben. Dabei gibt es deutliche Anzeichen, ob die Milchmenge reicht oder nicht und auch Tricks, die Milchproduktion anzukurbeln.

 

Was viele Frauen beim Stillen falsch machen

Stillen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme, stillen ist auch Trost, Sicherheit, Bindung und Nahrung für die Seele. Dennoch klagen viele Frauen über zu wenig Milch. Doch gibt es das überhaupt? Zu wenig Milch? Würde dann die Menschheit nicht schon ausgestorben sein?

Tatsächlich haben nur 2 % aller Frauen auf der Welt zu wenig Milch. Dass jedoch so viele Frauen darüber berichten, sie hätten zu wenig Milch oder ihre Milch reicht nicht aus, hängt mit einer schlechten Beratung oder fehlender Information zusammen und damit, dass sie unrealistische Vorstellungen vom normalen Stillverhalten bzw. den Bedürfnissen eines Säuglings haben. So wird etwa das Clustern des Babys mit Hunger verwechselt und viele Frauen sind dann verunsichert. Aber auch Unerfahrenheit im Umgang mit Säuglingen und dem Stillen und mangelnde Unterstützung wirken sich auf die Stillbeziehung aus und führen in vielen Fällen dazu, dass sie nicht gelingt. Und viele Frauen vergessen auch, dass sich auch das Baby erst einmal ans Stillen gewöhnen muss. Bei manchen Babys klappt es schneller, andere Babys brauchen länger und mehr Unterstützung an der Brust.

Viele Mütter verwenden „zu wenig Milch“ auch als Grund, abzustillen. Dabei liegt es nicht an zu wenig Milch sondern daran, dass sie nicht mehr stillen wollen.

 

Habe ich wirklich zu wenig Milch?

Als Mutter ist es ein unerträgliches Gefühl, vielleicht zu wenig Milch zu haben und sein Kind nicht ernähren zu können. Welche Mutter möchte schon, dass es ihrem Baby schlecht geht, nur, weil sie ihm nicht alles geben kann?Noch dazu fehlt beim Stillen die Kontrolle über die tatsächliche Milchmenge, die das Kind getrunken hat. Mütter müssen beim Stillen auch lernen ihrem Körper zu vertrauen und sich von dem Gefühl befreien, alles kontrollieren zu können und zu müssen.

Verunsicherungen treten vor allem dann auf, wenn

  • das Baby öfters an die Brust möchte
  • das Baby in kürzeren Abständen an die Brust möchte
  • das abendliche Dauerstillen (Clusterfeeding)
  • sich die Brust weich und leer anfühlt
  • beim Abpumpen keine oder nur wenig Milch kommt
  • das Baby an der Brust unruhig ist oder nach dem Stillen noch weint
  • der Milchspendereflex nicht gespürt wird.

Diese Faktoren interpretieren Eltern dann gerne als ein Zeichen dafür, dass die Muttermilch nicht ausreicht. Aber: Keine Angst, diese Anzeichen sprechen nicht dafür, dass du zu wenig Milch hast und sie sagen auch nichts über das Gedeihen des Kindes aus. Die Natur hat es so eingerichtet, dass dein Baby ausreichend mit Milch versorgt wird, wenn du es nach Bedarf stillst. Ein Stillen nach Zeitplan oder Rhythmus sind längst überholt und heute nicht mehr Praxis.

Wenn dein Baby öfters nach der Brust verlangt, so liegt vielleicht ein Wachstumsschub vor oder dein Baby hat mehr Durst. Die Wachstumstage und damit auch die Zeiten in denen das Baby öfters nach der Brust verlangt, treten nach

  • Zehn Tagen
  • Drei Wochen
  • Drei Monate
  • Vier Monate
  • Sechs Monate auf.  In diesen Phasen wird dein Baby unruhiger sein, es wird mehr nach der Brust verlangen und öfters stillen.

Das Clustern hat nichts mit zu wenig Milch zu tun, sondern damit, dass das Baby die Milchproduktion wieder ankurbelt, weil der Bedarf durch sein Wachstum erhöht ist.  Viele Frauen beschreiben diese Phasen als besonders anstrengend, weil sie das Gefühl haben, ihr Baby ist unersättlich und die Brust ständig leer. Hinter unruhigen Phasen steckt oft ein Entwicklungsschub, der nichts mit zu geringer Milchmenge zu tun hat.

Wie funktioniert die Milchproduktion?

Gleich nach der Geburt ist die frisch gebackene Mutter darauf vorbereitet, Mehrlinge voll zu stillen. Die Natur hat das eingerichtet, damit vielleicht auch fremde Kinder eine Überlebenschance haben. Zu Beginn der Stillbeziehung klagen die meisten Frauen über ein Ziehen und ein Spannungsgefühl in der Brust – das liegt daran, dass einfach zu viel Milch da ist und sich der Bedarf erst einstellen muss. Das Stillen des Kindes nach Bedarf regelt die Milchmenge, die es braucht – so ist nie zu viel oder zu wenig da. Die Umstellung ist dann geglückt, wenn der Busen weich bleibt – ein Anzeichen für viele stillende Mütter, dass sie keine oder nur mehr wenig Milch haben. Dabei vergessen sie eines: Die Brust ist kein Milchspeicher, der dann leergetrunken wird, sondern die meiste Milch wird erst  beim Saugen produziert. Die Menge der produzierten Milch hängt davon ab, wie häufig das Baby gestillt wird.

Wie kann ich mehr Milch produzieren?

Das Stillen bewirkt, dass Hormone von der Hirnanhangdrüse der Mutter freigesetzt werden. Sie heißen Oxytozin und Prolaktin. Oxytozin bewirkt, dass die Milchdrüsen sich zusammenziehen und die Milch so durch die Milchgänge in Babys Mund fließt. Viele Frauen spüren hierbei ein Prickeln oder Drücken in der Brust, meist zu Beginn des Stillens. Prolaktin ist für die Menge der produzierten Milch verantwortlich. Je öfter das Baby saugt, desto mehr Prolaktin wird freigesetzt und dadurch mehr Milch produziert. Es ist also durchaus steuerbar, wie viel Milch man hat, je nachdem wie oft man stillt. Es dauert allerdings einige Tage bis Wochen, bis sich die Hormonbalance eingestellt hat. Als Regel gibt: Die Nachfrage regelt das Angebot.

 

Anzeichen für eine ausreichende Milchproduktion

Wie kannst du nun feststellen, ob deine Milch ausreicht? Dafür gibt es ein paar Anzeichen, die du beobachten kannst.

  • Mindestens 8-12 Stillmahlzeiten in 24 Stunden
  • Hörbares Schlucken
  • Ab dem 4. Tag nach der Geburt: Mind. 6 nasse Windeln in 24 Stunden
  • In den ersten 4 Lebenswochen: Mind. 3-4 Mal Stuhlgang pro 24 Stunden
  • Geburtsgewicht nach etwa 10 Tagen wieder erreicht
  • 1. und 2. Monat: 170-330g Gewichtszunahme pro Woche
  • 3. und 4. Monat: 110-330g Gewichtszunahme pro Woche
  • Aufgewecktes Baby mit gutem Muskeltonus und glatter Haut
  • Flache Fontanelle, nicht eingefallen

 

Es gibt ihn: den tatsächlichen Milchmangel

Natürlich gibt es Situationen, in denen eine zu geringe Milchproduktion vorliegt. Häufige Faktoren dafür sind:

  • Stillen nach Uhrzeit statt stillen nach Bedarf
  • Falsche Anlegetechnik und falsche Saugtechnik des Babys
  • Verwendung eines Schnullers oder eines Stillhütchens
  • Zufütterung
  • Trennung von Mutter und Kind, Stress
  • Plazenta-Retention
  • Peripartaler Blutverlust
  • Hypophysen- oder Schilddrüsenerkrankung der Mutter
  • Anatomische Besonderheiten und Operationen

Aber auch ein zu enger BH, extremer Schlafmangel, Krankheit, unzureichende Entleerung der Brust und körperliche Überbelastung können dazu führen, dass weniger Muttermilch zur Verfügung steht, als das Baby tatsächlich benötigt. Tritt dieser Fall ein, dann musst du nicht gleich abstillen, sondern du kannst die Milchmenge mit ein paar einfachen Tricks wieder steigern:

 

Die Milchmenge steigern

Wenn du merkst, dass dein Baby nicht genügend zunimmt oder die Fontanelle eingefallen ist, dann ist es ratsam eine Stillberaterin zu kontaktieren. Du kannst die Milchmenge steigern, denn es gilt das Prinzip: Die Nachfrage regelt das Angebot. Was du tun kannst:

  • Anlegen, anlegen, anlegen
  • Viel Hautkontakt (nackt)
  • Ruhe und Entspannung, kein Stress
  • Gesunde Ernährung
  • Unterstützende Maßnahmen wie Globuli, Tropfen, warme Umschläge, Himbeersaft, Malzkaffee, Bockshornkleesamen, Schüssler Salze
  • Brusternährungsset für zusätzliche Stimulation der Brust
  • Stillberaterin kontakieren

 

Ein Geheimtipp der Hebammen sind besondere Milchbildungskugeln, die nicht nur als Snack unheimlich lecker sind, sondern auch schnell zubereitet werden:

Zubereitung

  • 250 Gramm Weizen
  • 150 Gramm Gerste
  • 100 Gramm Hafer
  • Cashewnüsse
  • 150g Butter
  • 150g Vollrohrzucker
  • 2-3 EL Wasser oder Milch

Das Getreide fein mahlen und zusammen mit den Cashewnüssen einem Topf anrösten, bis die Masse leicht braun ist. Die Butter hinzugeben und umrühren, bis sie geschmolzen ist, anschließend noch den Zucker beimengen, vom Herd nehmen und Wasser/Milch untermischen. So wird die Masse klebrig und lässt sich gut formen. Nun kleine Kugel daraus formen, kühl lagern und immer wieder zwischendurch zugreifen.

Keine Mutter möchte, dass ihr Baby hungern muss. Bevor du jedoch per Flasche zufütterst, informiere dich über alternative Möglichkeiten wie Cupfeeding oder einem speziellen Sauger, damit dein Baby keine Saugverwirrung bekommt und so die Stillsituation um einen weiteren Faktor belastet wird. Stille dein Baby nach Bedarf, denn gerade dann, wenn sich die Brust am leersten anfühlt, produzieren wir am meisten Milch – stillst du hingegen nach Plan oder dann, wenn die Brust schon voll ist, dann verringert sich automatisch die Anzahl der möglichen Brustentleerungen am Tag und du hast weniger Milch.

Stillen JA oder NEIN?

Entscheidend ist aber: Zum Stillen gehört auch ein gewisser Willen dazu. Zu stillen ist zwar das natürlichste, aber es ist nicht immer einfach und ohne Schwierigkeiten. Wenn du dich beim Stillen nicht mehr wohlfühlst, dann ist es auch in Ordnung, dass du dich dafür entscheidest abzustillen. Ob du stillst oder nicht bzw. wie lange du stillst ist deine ganz persönliche Entscheidung. Du bist deswegen keine schlechte Mutter, denn Geborgenheit und eine gute Bindung hängen nicht nur vom Stillen ab. Auch mit einer Flaschenernährung kann dein Kind deine Liebe  und Nähe erfahren, wenn es beim Füttern dieselben Bedingungen vorfindet wie beim Stillen: Körperkontakt, Nähe und Ruhe. Es erlebt dich dabei dann als glückliche und zufriedene Mutter und diese Grundstimmung sollte es sein, die dein Baby erlebt. Wenn du dir noch immer nicht sicher bist ob du stillen solltest findest du hier einen weiteren tollen Beitrag zum Thema „Stillen Ja oder Nein?

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