Sternenzähler

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Michael spielte die ganze Zeit draußen mit seinen Kameraden. Als es anfing zu dämmern, sah er einen großen hellen Stern am Himmel. Der Stern schickte ihm besondere silbrige Strahlen, wenn er die Augen kräftig zudrückte und dann wieder öffnete. Ja, er lächelte ihn sogar an. „Das ist jetzt mein Freund, und ich werde ihm immer alles erzählen“, dachte der Kleine. Er war sich nur nicht sicher, ob man wirklich alles erzählen sollte.

Abends lag Michael im Bett und wollte die quälende Frage Mama und Papa stellen:

Muss man den Freunden alles erzählen oder nicht? Papa riet ihm, selbst nachzudenken. Mama sagte, dass es natürlich in der Freundschaft immer ehrlich zugehen muss, also dürfen die Freunde auch über alles Bescheid wissen. – Mama, ich möchte dir etwas ganz wichtiges sagen. Meine Freunde sind alle Sterne. Die Mutter staunte über so eine Mitteilung, aber ließ den Jungen bei seiner Meinung, streichelte ihn und gab einen Gutenachtkuss. Der Kleine schlief ein, jedoch war sein Schlaf diese Nacht ganz unruhig. Er träumte von seinen Freunden, den Sternen. Michael saß auf der Fensterbank und vom Himmel kam immer ein Stern zu ihm heruntergeflogen und drückte ihm die Hand. Sie blieben auch in seiner Nähe, rundherum war es ganz silbrig. Michael ahnte, dass sie alles über ihn wussten und nur darauf warteten, dass er selbst alles erzählt.

Nun fing er ganz langsam an:

– Ja, ich habe gestern ein Mädchen geschubst, weil es so langsam vor mir ging und ich mich sehr beeilte. – Wie bitte, du hast ein Mädchen geschubst?! Unglaublich! Ein Starker und Mutiger beschützt die Schwachen und hilft ihnen. Das war nicht gut. – Ja, ich schäme mich auch so sehr, aber ich habe diesem Mädchen heute auch schon ein schönes Steinchen geschenkt. – Damit ist es nicht getan. Gut, wir bleiben deine Freunde, aber versprich uns, dass du nie wieder so etwas machst. Komm in unseren Kreis, gib uns deine Hand. Du musst jetzt zählen, wie viele Sterne hier sind, wie viele Freunde. Du kannst nicht eher weg, bevor du nicht die Zahl kennst. Michael war es kalt, er fühlte sich unwohl und er begann zu zählen. – Michael, aufwachen!!! Was murmelst du die ganze Zeit? Ihn lächelte seine Mama an. Die Sonne schien durch die Fenster und von den Sternen war keine Spur.


Liebe Mama, lieber Papa!
Falls noch jemand von euren kleinen Lieblingen nicht schlafen kann, lies doch einmal diesen Text ganz langsam und leise vor:

Erinnere dich an gestern, an die Welle am Meer. Heute kannst du auch einen sanften Wind spüren, der über dein Gesicht streicht. Ganz zart und angenehm.

Den Wind streichelt deine Wangen, deine Stirne, deine Wangen, deine Nase.

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