Saubere Sache: Waschmittel aus Kastanien selber herstellen

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Als ich zum ersten Mal Kastanienstücke eingeweicht hatte, war ich überhaupt nicht sicher, ob das funktionieren kann: Der entstandene Saft erinnere mich mehr an Milch als an ein Waschmittel. Aber: Die Saponine, die in der Kastanie enthalten sind, haben mich nicht enttäuscht.

Warum ich keine Waschnüsse verwenden möchte

Was ich hier so in den Augen vieler Menschen aufwendig herstelle, bekäme ich doch ganz einfach im Supermarkt zu kaufen: Waschnüsse. Die perfekte Alternative zum herkömmlichen Waschmittel. Aber ganz so perfekt ist die Waschnuss leider nicht. Ursprünglich kommt die Waschnuss aus Indien. Der große Boom in der Bio-Szene führte nun dazu, dass die Nachfrage und damit die Preise von Waschnüssen in Indien dermaßen stieg, dass die Menschen dort auf billige chemische Waschmittel umsteigen mussten – eine Katastrophe, wenn es keine Kläranlagen gibt. Deswegen war ich auf der Suche nach einer regionalen Pflanze und stieß in meinen Recherchen schnell auf die Kastanie. Genauso wie der indische Waschnussbaum gehört die Rosskastenie zu den Seifenbaumgewächsen. Die braunen Samen enthalten Saponine, also waschaktive Substanzen, die auch in Seifenkraut, Efeu und Birkenblättern vorkommen.

Wäsche waschen mit Kastanien

Wie praktisch, dass die Kastanien im Herbst in fast jedem Park zu finden sind. So machen wir uns also wie jedes Jahr mit Kübeln bewaffnet auf die Suche nach Kastanien und sammeln ohne Ende.

Die Herstellung des Waschmittels geht ganz einfach: Kastanien sammeln, zerkleinern (am besten mit einem Hammer), mit Wasser aufgießen und mehrere Stunden (etwa 8)  in einem Schraubglas ziehen lassen. Wenn du Weißwäsche wäschst, dann empfiehlt es sich die Kastanien zu schälen. Am Ende hast du einen milchigen Saft, den du ins Waschmittelfach deiner Waschmaschine kippst.  Ich verwende in etwa 5-8 Kastanien und 300ml Wasser für eine Wäsche.

Vorteile wenn du mit Kastanien wäschst

Die Vorteile sind vielseitig:

  • 100% biologisch abbaubar
  • Keine Chemikalien in Kleidung oder auf der Haut
  • Fast überall in Zentraleuropa kostenlos verfügbar
  • Keine langen Transportwege und keine Marktverzerrungen

Tipps zum Waschmittel aus Kastanien

  • Je mehr Wäsche du wäschst und je verschmutzer sie ist, desto mehr Kastanien solltest du nehmen.
  • Hartnäckige Flecken mit Kern- oder Gallseife vorbehandeln
  • Ist dein Wasser stark kalkhaltig, dann gibt etwas Waschsoda hinzu
  • Die Kastanien kannst du 3 bis 4 Mal verwenden, wobei sich die Ziehzeit dann verlängert.

Was du erwarten kannst

Die Kastanie schafft eine Grundreinigung der Wäsche. Sie bekämpft aber keine hartnäckigen Flecken. Diese musst du vorbehandeln, etwa mit Gallseife. Und wenn du dir einen frischen Geruch wünscht, dann muss ich dich auch hier enttäuschen. Aber ein paar Tropfen ätherisches Öl wie Lavendel (bitte prüfe, ob deine Waschmaschine ätherische Öle aushält!) können Abhile schaffen.

Ist das Kastanienwaschmittel haltbar?

Ja, du kannst dir, wenn du genauso begeistert bist wie wir, jetzt im Herbst einen Jahresvorrat anlegen.

Jahresvorrat anlegen: Rosskastanienpulver

Jetzt ist die beste Zeit dafür. Dazu musst du die Kastanien zu Rosskastanienpulver verarbeiten. Dieses gibt es mittlerweile schon zu kaufen, aber der Aufwand ist so gering, dass es sich wirklich lohnt, es selber herzustellen. Bei der Herstellung ist auf ein paar Punkte zu achten:

  1. Verwende nur saubere und reife Kastanien
  2. Sammle sie an trockenen Tagen in einem Korb oder Stoffbeutel.
  3. Reinige die Samen mit etwas Wasser und Natron – 1 Liter Wasser und 1 EL Natron. So kannst du das Pulver auch für Pflegeprodukte verwenden.
  4. Reinige und viertle die Kastanien. Je nach Anwendung kann es nötig sein, die dazu von der Schale zu trennen. Das ist bei weißer Wäsche wichtig und wenn du Cremen oder Salben herstellen möchtest.
  5. Zerkleinere die Kastanien nun mit einem Mörser, einem Smoothie-Mixer oder einer anderen starken Küchenmaschine, bis die einzelnen Stücke nicht größer als 3mm sind. Auch eine Kaffeemühle kannst du zum Zerkleinern verwenden, dann wird es noch feiner.
  6. Trockne die Kastanienstücke auf einem Backblech. Wenn es noch warm genug ist, dann an der frischen LUft, wenn nicht, dann bei 40 Grad Umluft für 2-3 Stunden. Immer wieder durchmischen, damit es auch gleichmäßig trocknet.
  7. Das Pulver kannst du nun luftdicht in Weck-Gläsern aufbewahren.
  8. Für einen Waschgang nimmst du nn etwa 2-3 EL Pulver und mischt es mit 300ml Wasser. Nach etwa 30 Minuten kannst du dein Waschmittel verwenden.
  9. Wirf das Pulver nach dem Sieben nicht gleich weg! Du kannst es noch 2-3 Mal wiederverwenden.

Jetzt du!

Geh raus in den Wald, in die Natur und sammle Kastanien, was das Zeug hält. Wir sind gespannt auf eure Ergebnisse und eure Erfahrungen.

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