Sie konnte es kaum abwarten – Sarah stand schon in der Tür, dick eingepackt in ihre kuschelige Jacke, als sich ihr Vater noch die Schuhe band. „Wie lange brauchst du denn noch, Papa? Hinterher sind die leckersten Sachen schon weg, wenn wir zu spät in die Stadt fahren“, sagte sie.
Endlich war ihr Vater startklar. Sie stiegen in das schöne Auto, das der ganze Stolz von Sarahs Vater war. Die beiden hatten sich den Tag freigehalten, weil das heilige Fest vor der Tür stand und sie einen gemütlichen Tag auf dem Weihnachtsmarkt verbringen wollten. Endlich kamen sie in der Stadt an.
Bunte Lichter, lachende Kinder und festliche Musik – Sarah empfand die Atmosphäre, die der Weihnachtsmarkt schuf, als einmalig. Sie atmete tief ein. Es roch nach gebratenen Äpfeln, gerösteten Mandeln und warmer Schokolade. Was sollte sie bloß zuerst probieren? Sarah entschied sich für einen Kinderpunsch.
So schlenderten Vater und Tochter über den gemütlichen Markt, als Sarah plötzlich einen Mann auf dem Boden sitzen saß. Seine Hände waren von Schmutz bedeckt, seine Haare zerzaust und sein Mantel löchrig. Er guckte sehr traurig.
„Papa, was ist mit dem Mann?“, fragte Sarah. Ihr Vater rümpfte die Nase. „Das ist wohl ein Obdachloser. So wie der aussieht und riecht“, antwortete er ihr. Doch Sarah empfand Mitleid mit der armen Gestalt, die so traurig in der Kälte saß, während alle um sie herum ausgelassen feierten.
Plötzlich erschien es ihr gar nicht mehr so wichtig, dass sie zu Weihnachten die neue Spielkonsole bekam, die sie sich so sehr wünschte. Stattdessen wurde ihr bewusst, dass andere Leute nicht mal einen warme Ofen besaßen, an dem sie sich – an kalten Wintertagen – die Füße wärmen konnten.
„Sarah, was machst du da?“, rief ihr Vater, als sie auf den Mann zuging. Doch Sarah antwortete ihm nicht, sie hörte ihn kaum. Sie hockte sich neben den Obdachlosen. Sie wusste, dass sie noch ein Lebkuchenherz in ihrem Mantel hatte. Sie zog es heraus und gab es dem Obdachlosen, der sie erstaunt anblickte. „Hier, das ist für dich. Du sollst dich auch ein bisschen weihnachtlich fühlen“, flüsterte sie dem armen Mann zu.
Er bedankte sich bei Sarah und schüttelte ihr lange die Hand. Sarah sah, dass er Tränen in den Augen hatte. „Ich wünsche dir ein gesegnetes Fest, mein Kind“, flüsterte er zurück.