Mama Auszeit schön wäre es

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Mein Mann fährt mit seinem Kumpel zum Motorradrennen – ich gehe nicht mal alleine aufs Klo

Über der Mann darf und macht es einfach und ich dürfte und mache es nicht – die kleine Auszeit nehmen. Einfachmal weg was anderes Sehen und Hören. Andere Leute treffen.

Hallo hier ist eure Mia!

Wir sind seit 9 Jahren zusammen, 7 davon verheiratet. Zwei wundervolle Kinder krönen unsere Liebe. Wir wohnen auf dem sehr platten Lande. Hier gibt es nicht so viel zu sehen und zu erleben. Hier ist es meistens ziemlich langweilig.

Die Abmachung – ich drinnen, er draußen

Mein Mann und ich haben eine Abmachung. Ich kümmre mich um alles was im Haus anfällt und er um alles was draußen und im Garten zu tun ist. Nur haben wir dieses abgemacht, bevor die Kinder kamen. Mist, die Kinder sind die meiste Zeit im Haus, machen das Haus dreckig und wollen von mir im Haus unterhalten werden. Das war jetzt nicht ganz so schlau von mir.

Kind Nr.1 ist vormittags im Kindergarten und Kind Nr.2 habe ich eigentlich immer mit dabei. Man kann auch sagen, er muss immer mit. Er hat aber auch seinen Spaß dabei. Brauche ich mal meinen Mann nachmittags müsste ich das eigentlich drei Wochen vorher schriftlich beantragen. Und trotzdem käme dann noch die Frage, ob nicht vielleicht doch die Nachbarin Zeit zum Babysitten hat. Also sage ich dann doch lieber gleich der Nachbarin Bescheid.

In besonders stressigen Zeiten sind Unterhaltungen mit meinem Mann eher unmöglich. Sein Kopf sitzt voll mit Angeboten, Preisen, Abgabeterminen. Wenn ich dann mit Kuchen backen, Elternabend und den Großeltern-Nachmittag im Kindergarten komme, dann ist das zu viel für ihn.

Unsere Kinder sind echt toll – aber auch echt anstrengend

Kind Nr.1 war anfangs ein totales Mama-Kind. Der Papa hatte überhaupt keine Chancen. Als sich Kind Nr. 2 ankündigte musste sich das ändern. Also habe ich Kind und Vater einmal die Woche zum Reiten geschickt. Da sie schon immer sehr ängstlich Fremden gegen über war, sollte sie das etwas auflockern. Weil zu den Fremden auch der Kinderarzt und der Zahnarzt gehörte. Im U-Heft haben wir seit mehreren Jahren stehen: Mitarbeit verweigert!!!

Das Pferd gehört jetzt zur Familie

Das Reiten schweißte Vater und Tochter zusammen. Jetzt habe ich aber so etwas von keine Chance mehr bei meiner Tochter. Kind Nr. 1 wickelt ihren Papa jetzt täglich um den Finger. Und was soll ich sagen das Pferd das Papa gekauft hat, gehört jetzt mit zur Familie.

Eine Scheune für den Trecker das wäre es doch

Kind Nr. 2 ist da ganz anders. Er ist ja auch ein Junge. Von Anfang an, war er ein Papa-Kind. Gut könnte man denken, dass ich ja eigentlich ein ruhiges Familienleben habe. Weit gefehlt. Mal sehen wie sich das so entwickelt. Ich sehe uns schon anbauen. Eine Scheune für einen Trecker, weil der Junge Trecker so toll findet.

Manchmal kann ich auch gemein sein

Wenn mein Mann nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, und einfach nur Essen, Duschen und ins Bett möchte. Dann kann ich das durchaus verstehen, aber ich habe dann meistens eine kleine hübsche Gemeinheit für ihn. Ich drücke ihm die Kinder auf und täusche ein dringendes Toilettenbedürfnis vor. Ich gehe dann nach oben auf die Toilette, da stören die Kinder nicht. Schnappe mir unauffällig mein Handy, schaue entspannt meine E-Mails durch und bei Facebook rein, während ich unten die Kinder toben höre. Mein Gott, was bin ich gemein. Aber nein, ich habe noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei.

Hat er mich Durchschaut?

Mein Mann stellt mich sehr häufig vor vollendete Tatsachen. Nächsten Sonntag geht es mit den Kumpels zum Motorrad-Rennen. Na toll, unbedingt auf einem Sonntag. Dann ist das ganze Wochenende hin, weil ich eh schon ab Samstagmorgen schlechte Laune haben werde.

Welcher Satz auch meine Laune unheimlich hebt ist dieser: Heute ist Kegel-Abend!  Ich kann wirklich nicht verstehen was er da will. Mit den Leuten kann er nicht so wirklich viel anfangen. Die Kneipe ist das letzte Loch. Essen dort nur auf eigene Gefahr. Ist das vielleicht seine Rache für meine Toiletten-Notfälle? Hat er mich durchschaut?

Auszeit – und was mache ich für mich?

Ich gehe einmal die Woche für eine Stunde zum Sport. Das ist alles was ich alleine mache. Ich genieße diese Stunde unheimlich.

Letztes Jahr bin ich mittags immer extra eher zum Kindergarten gefahren, um mir das Gerede der anderen wartenden Mütter anzuhören. Das war zwar meist Bullshit auf höchstem Niveau, aber ich hatte wenigstens wieder was für mein Kopfkino.

Ich habe meist irgendwelche Zuschauer bei dem was ich auch gerade mache.

„Mama, ich muss jetzt auch ganz dringend Pipi. Bist du fertig?“ Oder: „ Nee ich wollte nichts. Ich dachte du wolltest nur nicht alleine sein.“ Stimmt, ich fühlte mich gerade sehr einsam.

„Malst du dir gerade die Fingernägel an? Ich will auch, aber mit Glitzer!“

„Bist du etwa gerade eingeschlafen? Du darfst noch nicht schlafen, erst wenn ich eingeschlafen bin.“

„Mama, warum hast du denn nicht gesagt, dass du duschst. Ich möchte auch.“ Das Kind reißt sich die Sachen vom Leib. Dann stehen wir beide breit grinsend zusammen unter der Dusche.

Manche Dinge können einfach nicht warten

Mama, komm ganz schnell!!!!! Yakari ist vorbei. Und ich dachte das ein Feuer ausgebrochen wäre, oder zumindest der Bruder irgendwie bluten würde.

Mama, schau mal was ich gebastelt habe, während die Schnitzel in der Pfanne anbrennen.

Mama, kannst du mir einen Zopf flechten? Oder zwei? Und noch ganz viele Klammern in die Seiten rein. Können wir gerne machen Mäuschen aber erst wenn die Nacht vorbei ist, ok?

Hände hoch, wer das auch kennt.

Ich liebe meine Familie über alles. Jedem mit seinen Macken, ich habe ja auch genug davon.
Wäre es mal bei uns ruhig und alles würde so laufen wie es geplant war, dann wäre es nicht unser Leben. Ich brauche den Stress, das Unspontane, das Umdisponieren, das Verzweifeln. Das ist mein Leben. Ich will gar kein anderes Leben.

Und deshalb darf mein Mann zum Autorennen und ich nicht alleine aufs Klo.

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