Diese Frau hatte Bulimie. Wie sie ihre Schwangerschaften erlebt hat, erzählt sie hier

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Juhu! Da freue ich mich riesig, einen positiven Schwangerschaftstest in Händen zu halten, wo ich mir diesen Moment doch so sehr herbei gewünscht habe. Von Glücksgefühlen überströmt genieße ich die ersten Tage und Wochen. Der erste Besuch beim Frauenarzt steht an. Alles ist in bester Ordnung. Wäre da nicht diese ständige Grundübelkeit, die mich 24 Stunden täglich, also rund um die Uhr, begleitet und mir schwer zu schaffen macht. Nicht nur, dass es anstrengend und unangenehm ist, weil sie manchmal so stark ist, dass es mir schwer fällt, den Alltag zu bewältigen.

Nein, auch führt sie mich immer wieder an einen Ort, den ich in der Form eigentlich nach langwierigem Kampf in meinem Leben hinter mir gelassen habe. Nämlich auf die Toilette und den Blick in die Kloschüssel, wenn ich mich übergeben muss.

Da reist plötzlich die Erinnerung an die alte Freundin, die Essstörung, an und rückt wieder näher ins Gedächtnis. Die Schwangerschaftsanzeichen, Übelkeit und Erbrechen, halten ja in den meisten Fällen nur in etwa die ersten 3 Monate an. Das ist ja absehbar und gut auszuhalten, wäre da nicht die Gefahr, dass ich mich wieder an das alte Muster gewöhne und ich dann auch weiterhin in so manchen Situationen das Klo heimsuche.

 

Klar, Gewichtszunahme gehört dazu, wenn man einen kleinen Menschen, der ja auch gut gedeihen und wachsen möchte, in sich trägt. Aber als Frau, die in ihrem früheren Leben an einer Essstörung gelitten hat, befinde ich mich im Laufe meiner Schwangerschaft des Öfteren in einem Zwiespalt und erlebe ein Wechselbad der Gefühle, das einer Gratwanderung nahe kommt. Zwar bin ich von der Essstörung geheilt, besser gesagt symptomfrei, und habe ein gutes Körpergefühl entwickelt. Aber dennoch ist und bleibt ein Thema, das in meinem Leben immer eine Rolle spielen wird, nämlich mein Idealgewicht.

Es wird mir eben nach so einer Erfahrung nicht völlig egal sein, wie viele Kilogramm die Waage zeigt, auch wenn ich meinen Babybauch wunderschön finde und ich ihn zugleich mit viel Stolz und Liebe mit mir trage!

 

Gibt es denn einen schöneren Grund, rund und kugelig zu werden, als den, ein kleines Baby in sich zu tragen? Wohl ganz klar: Nein! Aber es ist nicht immer leicht. Spätestens ab Mitte der Schwangerschaft, wenn der Bauch plötzlich rasant zu wachsen beginnt, und man auch an anderen Stellen, wie Po, Hüfte und Co ein paar Fettpölsterchen anlegt. Zudem kommen dann auch noch bei jedem Termin beim Gynäkologen die regelmäßigen Gewichtskontrollen, die für mich immer einen bitteren Beigeschmack bedeuten, dazu.

Und spätestens da bin ich auch schon zurück im Teufelskreis: Es fällt mir schwer, die Schwangerschaft einfach nur zu genießen. So gerne würde ich diese wundervollen Monate einfach nur schätzen und in vollen Zügen genießen. Aber Nein: Ich schaffe es nicht. Es fühlt sich alles in irgendeiner Art und Weise schwer an. Vielleicht, weil das Thema Gewicht plötzlich wieder einen großen Stellenwert in meinem Leben einnimmt und ich es ständig im Hinterkopf habe, obwohl ich doch schon so gut ohne die Bulimie gelebt habe.

Was passiert, wenn das Erbrechen sich wieder häuft und es wieder Regelmäßigkeit annimmt? Was ist, wenn ich nach den ersten Wochen weiterhin in Versuchung gerate, mich zu übergeben, anstatt erleichtert zu sein, dass mir nun endlich nicht mehr rund um die Uhr übel ist.

Dazu kommt noch die allergrößte Sorge: Wie geht es meinem Baby? Entwickelt sich auch trotzdem Alles gut? Es wird ja immer wieder gesagt, dass sich das Baby aus dem Körper der Mutter nimmt, was es braucht. Aber was geschieht, wenn durch meine Rückfälle zu wenig da ist? Und die größte Angst: Ist eine Essstörung, wie Bulima nervosa, vererbbar? Kann ich sie an mein Kind weitergeben? Bekommt mein kleiner Bauchbewohner all diese Gedanken und Gefühle schon mit?

Wie geht es Euch?

Gibt es die eine oder andere Schwangere unter Euch, die ungefähr Dasselbe erlebt?

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