Was denken Familien, wie stehen sie zu Themen wie Erziehung, Bildung, Betreuung und Gesundheit und wie beurteilen sie die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre? Wir haben 1.209 österreichische Familien dazu befragt. Die Studie zeigt, wo der Schuh drückt: Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie die Ausbildung und Betreuung von Kindern ist für Familien nach wie vor ein großes Thema – aus Sicht der Familien gibt es hier Nachholbedarf.
Teil 1: Gesellschaft und Politik
„Wie sich die Gesellschaft in den letzten zehn Jahren bezüglich Kindern und Familie verändert hat, wird von den befragten Familien gespalten gesehen. Für 46% hat sich die Gesellschaft zum Positiven, für 43% hingegen eher zum Negativen verändert. Die Mehrheit glaubt jedoch auch, dass es Kinder (62,5%) und Eltern (71,4%) schwerer haben als früher. Außerdem ist nur jeder Siebte der Meinung, dass sich Familie und Beruf (eher) gut miteinander vereinbaren lassen (14,2%) und nur jeder Vierte, dass genügend Betreuungsplätze für Kinder vorhanden sind (23,7%). Auch leistbaren Wohnraum als Familie zu finden, beurteilen 7 von 10 als schwierig (71,0%). Die Erwartungen sind jedoch auch hoch: Zwei Drittel sind der Meinung, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer braucht (66,4%).“
Wir haben die Ergebnisse noch genauer aufgeschlüsselt:
Bei der Frage, wie sich die Gesellschaft in den letzten Jahren in Bezug auf Familie und Kinder verändert hat, sind 46% der Familien der Ansicht, es hätte eine positive Entwicklung gegeben. Gleichzeitig die Mehrheit aber der Meinung, dass es Eltern heutzutage schwerer haben.
An dieser Stelle haben wir uns die Frage gestellt, was hier dahinter steckt und haben in Foren und Gruppen recherchiert: Beschwerden über Kinderlärm von Nachbarn nehmen zu, Spielstraßen werden verboten, Lärm am Schulhof wird bis zum Stadtschulrat verfolgt, lachende Kinder in den öffentlichen Verkehrsmittel werden mit bösen Blicken gestraft und Spielen geht schon mal gar nicht. Vor dem Aufzug muss man mit Kinderwagen aus Prinzip warten, weil die anderen nicht die Rolltreppe oder die Stiegen benutzen können. Und möchte man in eine alte Straßenbahn einsteigen, muss man meist auf Hilfe warten. Viele dieser Geschichten haben wir gelesen und gefragt: Hat sich das Bild wirklich positiv verändert? Ist das eine kinderfreundliche(re) Gesellschaft?
Was genau macht es Eltern heute schwer? Der eigene Druck? Der Druck der Gesellschaft? Die eigenen Anforderungen an sich als Mutter, Frau, im Job, im Haushalt? Die vielen Möglichkeiten und Familienmodelle statt einer klaren Rollenverteilung? Fehlt es an Leitlinien und Richtlinien?
Zu alt oder zu jung für ein Kind?
Auch die Frage nach dem idealen Zeitpunkt für ein Kind interessierte uns. Die Umfrage ergab, dass Frauen zwischen 25 und 29 Jahren Kinder bekommen sollen, Männer zwischen 25 und 34 Jahren – ein viel größerer Zeitraum interessanterweise und entgegen vieler Beobachtungen, dass zwar das ideale Alter bei Frauen unter 30 liegt, die Realität aber so ist, dass viele Frauen sich erst über 30 für ein Kind entscheiden und so die Gruppe der „Risikoschwangeren“ deutlich steigt. Längere Ausbildungen und der Wunsch nach finanzieller Absicherung durch einen guten Job, lassen das Alter der Erstgebärenden ansteigen.
Aber wie viele Kinderleins sollen es denn sein? 78% der Studienteilnehmer sahen 2 Kinder pro Familie ideal für die heutige Gesellschaft, 11,1% stimmten für 1 Kind, 10% stimmten für 3 Kinder und 0,7% für 4 oder mehr Kinder. Der Trend zur 1-Kind-Familie ist auch nicht mehr aufhaltbar, denn hohe Fixkosten und der Wunsch, dem Kind alles bieten zu können machen es teilweise schwierig, mehrere Kinder in die Welt zu setzen. Aber auch wenn es um die Rückkehr in den Job geht, sind mehrere Kinder eine Karrierebremse:
Die Frage nach Vereinbarkeit und Beruf sieht nur jeder Siebte Umfragenteilnehmer als geglückt, 59,9% denken, die Vereinbarkeit klappt nur teils teils. Gegenüber den positiven Stimmen mit 14,2%, dass die Vereinbarkeit gut klappe, sind es 25,9%, die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit sehen. Eng in Verbindung mit diesem Thema steht auch die außerfamiliäre Betreuungsmöglichkeit von Kindern. Für 3 von 10 Familien kommt eine außerfamiliäre Betreuung für Kinder unter 3 Jahre in Frage, obwohl es lt. Ergebnis ausreichend Plätze gäbe.
Stillen, Impfen und Homöopathie
Im gesellschaftlichen Kontext haben uns auch Gesundheitsthemen interessiert und wir fragten nach Einstellungen zum Impfen, Stillen und Homöopathie: 48,6% sind der Überzeugung, dass Impfungen für die Gesundheit wichtig sind, immerhin 24,7% sind Impfungen gegenüber positiv eingestellt. Aber auch Zahl der Impfkritiker ist nicht zu verachten, immerhin waren es unter allen Umfrageteilnehmer 26,6%. 58,6% teilen die Ansicht, Stillen sei die beste Ernährung für ein Kind: Laut dem VSLÖ beginnt ein Großteil der österreichischen Mütter mit dem Stillen, weniger als die Hälfte werden bis zum sechsten Lebensmonat ausschließlich gestillt – wie lange also gestillt wird, hängt von Information, Anleitung und Unterstützung von der Umgebung der Frau ab. Hingegen ist die Überzeugung bei der Behandlung von Krankheiten mit Homöopathie deutlich geringer: nur 22,6% sind der festen Überzeugung, dass Krankheiten mit Homöopathie behandelt werden können, 21,1% sind zumindest positiv eingestellt. Die größte Gruppe mit 41,5% ist unsicher.
„Eine Impfmüdigkeit, wie sie aktuell stark diskutiert wird, lässt sich in den Studienergebnissen nicht erkennen. So beurteilen 73% Impfungen als wichtig für Kinder. Auch für das Stillen sprechen sich 73% der Befragten aus. Wenn es um die medizinische Versorgung von Kindern geht, findet knapp die Hälfte, dass man viele Krankheiten mit Homöopathie behandeln kann (43,7%) – für 15% kommt hingegen eher nur eine schulmedizinische Behandlung in Frage.“
Interessant war die Frage nach dem leistbaren Wohnraum, denn 7 von 10 Familien fanden es schwierig, leistbaren Wohnraum zu finden – immerhin 71% der Umfrageteilnehmer. Dies kann vielleicht damit zusammenhängen, dass 66,4%, also 2/3 denken, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer braucht und dieser Rückzugsort wichtig ist.
Und was denkst du darüber? Diskutiere mit!
Ich finde, der Fragenkomplex über leistbares Wohnen war nicht so gut erarbeitet, weswegen es meiner Meinung nach schwierig ist, eine Verbindung zwischen leistbarem Wohnen und eigenem Zimmer für jedes Kind herzustellen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es bei der Frage, ob jedes Kind ein eigenes Zimmer braucht, nämlich nur die Möglichkeiten „Ja“ oder „Nein“. Ich habe mich glaub für Ja entschieden, aber mit Bauchschmerzen, denn ich finde, da gibt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen, allen voran das Alter und das Geschlecht der Kinder. Ich könnte mir vorstellen, dass sich beispielsweise zwei Kindergartenkinder oder notfalls auch zwei pubertierende Mädchen ein Zimmer teilen, aber bei einem 16-jährigen Jungen und seiner 13-jährigen Schwester bin ich der Meinung, dass beide ein eigenes Zimmer brauchen. Und solche Faktoren wurden bei der Umfrage leider nicht berücksichtigt, wenn ich das richtig im Kopf habe.