Dieses Wochenende war ein ganz besonderes: Die Wetterprognose behauptete, es sei das letzte schöne Herbstwochenende. So richtig mit Sonne, um die 15 Grad, windstill, kein Regen. Ab nun an soll es bergab gehen – sogar das Wort „Schneefallgrenze“ hörte ich in diesem Herbst zum ersten Mal. Brrrr.
Aber ich möchte mich nicht beschweren, es war ein toller Spätsommer und wir konnten noch viele Sonnenstunden tanken, ehe nun der graue Schleier für einige Wochen/Monate dominieren wird.
Auf Wiedersehen Sonne, wir freuen uns schon jetzt auf dich.
Um also dieses Wochenende noch gebührend zu feiern und zelebrieren, beschlossen wir einfach, dass die Kinder entscheiden dürfen, was sie machen wollen. Die Rahmenbedingungen waren:
- Nicht mehr als eine Stunde Autofahrt,
- nicht mehr als 15 Euro pro Person
- Einziger Fixpunkt: Der Schwimmkurs von Mini.
- Und nichts gefährliches.
Ansonsten steht ihnen alles frei. Sie dürfen dieses Wochenende planen. Und wir waren gespannt.
Ein wenig Bammel war dabei, wie dieses Experiment nun ausgehen würde, doch nun, nach dem Wochenende, darf ich überrascht auf eine intensive Familienzeit mit vielen schönen Momenten zurückblicken.
Samstag
Der Samstag startete wie immer mit einem Familienfrühstück, das dieses Mal von den Kindern selbst zubereitet wurde: Karottenstücke, Gurkenscheiben und Käse trafen auf Brot, Butter und Marmelade. Lecker. Sogar frischer Kaffee mit Milchschaum und Zimt war dabei.
Danach sollte es ab auf den Markt gehen – und ich habe mein Handy vergessen. Die Kinder wollten unbedingt mal wieder auf den Markt. Nicht ganz unnütz, denn es gibt da immer etwas zu kosten: Mal einen Apfel, eine Zwetschke oder eine Scheibe Käse. So gingen wir also auf den Markt einkaufen und erkannten, dass wir das viel öfter machen sollten: Es schmeckt besser, wir wissen woher das Obst und Gemüse kommt, es macht mehr Spaß und ist günstiger.
Anschließend ging es dann mit unserem „Spielplatz-Hopping“ los. Die Kinder hatten den Wunsch, so viele Spielplätze wie möglich zu besuchen – zu Fuß bzw. mit Roller. Es wurden gar nicht so viele, weil wir an jedem Ort länger verweilten, als wir dachten.
So führte uns unser erster Weg in den Sechshauser Park auf einen Spielplatz, den wir noch gar nicht kannten. Wir entdeckten ihn per Zufall im Vorbeigehen, weil wir eigentlich einen anderen Spielplatz aufsuchen wollten.
Wir blieben dort gut zwei Stunden, ehe die Kinder meinten, sie wollen nun weiterziehen. Mir haben es ja die Holzhäuschen angetan und ich überlegte schon, ob wir nicht in unserem Kleingarten in spe auch so eines aufstellen könnten…..
Der nächste Spielplatz ließ nicht lange auf sich warten:
Im Hubert Marischka Park in der Stumpergasse im 6. Bezirk war das bunte Holzhäuschen mit der schiefen Rutsche eine große Attraktion und die Kinder vertieften sich in ein intensives „Vampirschwestern“-Spiel. Dabei vergaßen sie völlig auf die Zeit. Sie waren im flow. Schön, sie so zu sehen und zu wissen, dass sie sich diese Eigenschaft erhalten haben. Wie schön für uns, dass wir so auf dem Spielplatz ein wenig Paarzeit hatten, uns in Gesprächen verloren und die letzten Sonnenstrahlen genossen, ehe es abends dann kühl wurde und wir uns auf den Weg nach Hause machten.
Noch mehr Spielplatztipps findest du übrigens hier: Wir zeigen euch die schönsten Spielplätze in Wien
Den Abend ließen wir mit ein paar Runden „Baum-Memory“ und „Die Siedler von Catan Junior“ ausklingen.
Das Baummemory möchte ich euch gerne noch näher vorstellen: Eigentlich ist es kein Memory, sondern ein Memotrio. Die Aufgabe ist, immer Baum, Blätter und Früchte zu finden – gar nicht so einfach. Daher überrascht es mich immer mehr, wie meine 3-jährige es schafft, jedes Mal zu gewinnen. Gehirnjogging pur und nichts für ungeduldige Menschen. Positiver Nebeneffekt: Die realistischen Abbildungen machen es möglich, dass sie die Bäume auch im Wald oder im Park wieder richtig erkennt.
Memotrio- Kennst du die Bäume?
Als die Kinder im Bett waren, pauste ich noch ein paar Schnitte ab für neue Kinderkleidung: Ein paar Weihnachtsgeschenke wollen schon vorbereitet werden und drei Aufträge meiner Kinder sind auch noch ausständig. Dieses Mal verwendete ich Schnittvorlagen aus diesem Buch:
Nähen mit JERSEY – babyleicht!: Nähideen für Babys (Größe 44-98). Inkl. Online-Videos
Wenn ich fertig bin, zeige ich euch gerne die Ergebnisse 🙂
Sonntag
Ich bin verkühlt. Die Nase ist zu, ich bekomme schlecht Luft, habe Kopfschmerzen. Also bereite ich mir einen Ingwer-Zitronen-Honig-Tee zu, stelle die Erkältungssuppe deluxe hin zum Kochen und lege die Füße noch etwas hoch, ehe der Schwimmkurs von Mini beginnt. Seit einer Woche fürchtete ich mich schon davor – habe ich euch eigentlich erzählt, wie es lezte Woche war? Ich glaube nicht. Aber ich hole es jetzt kurz nach bzw. muss dafür ein wenig ausholen:
Watergate beim Haarewaschen
Wenn wir Mini die Haare waschen, brauchen wir dazu sechs Arme. Sie hasst es, wenn Wasser über ihr Gesicht läuft oder ihre Haare nass werden. Alle Versuche mit Hilfsmittel, Taucherbrille, selber machen, gemeinsam unter die Dusche, bei mir Haare waschen lassen, etc. scheiterten an ihrem Gebrüll. Und dabei ist es nicht nur, dass das Kind in allen Tonlagen brüllt, nein. Es ist ihr ganzer Körper, der schreit und sich wehrt. Mir tut es jedes Mal im Herzen weh. Bei ihr Haare zu waschen ist etwa so, als würdest du versuchen einen Bienenschwarm festzuhalten. Es geht nicht. Deswegen tun wir ihr und uns diesen Aufwand nur alle 4-6 Wochen an – je nachdem, wie oft sie mit ihren klebrigen und schmutzigen Fingern in die Haare gefahren ist. Wer nun denkt „Warum schneiden die dem armen Kind nicht einfach die Haare ab?“ dem sei gesagt: Beim Frisör ereignete sich ein ähnliches Drama und wir haben dann noch vor dem ersten Schnitt abgebrochen. Also hält einer sie mit zwei Händen fest, der andere wäscht in Sekundenschnelle und der dritte spielt unser „Schneckenspiel“, damit sie hinaufschaut. Fragt nicht 🙂 Duschen müssen wir nachher alle, so schweißtreibend und nervenaufreibend ist dieses Unterfangen.
Mini, der Schwimmkurs und ich
Gibt es eigentlich Kinder, die nicht kurskompatibel sind? fragte ich mich nach dem Schwimmkurs letzte Woche. Beim ersten Schwimmkurs war es nicht viel anders als beim Haare waschen. Man muss dazu sagen, dass sie es bisher nicht anders kennt, als mit Schwimmflügerl ins Wasser zu gehen. Anders kann ich es nicht verantworten, auch wenn ich es für ihre Körperwahrnehmung besser finden würde – doch alleine mit drei Kindern im Schwimmbad? Da geht Sicherheit vor. Der Beginn des Kurses verlief auch glücklich: Mutig ging sie ins Wasser, hielt sich an der Seite fest, hantelte sich voran, lachte dabei. Als nächste Übung stand „Hineinspringen vom Rand“ am Programm. Diese Übung löste bei meinem Kind einen Fluchtreflex aus und sie krabbelte in Windeseile aus dem Wasser, um einen Sicherheitsabstand von gut drei Metern zum Beckenrand einzunehmen. Arme verschränkt. Schnute. Dann rutschte sie aus. Der Popo tat weh. Ich ging zu ihr, aber meine Versuche sie in den Arm zu nehmen, zu trösten oder zu beruhigen scheiterten an ihren wild fuchtelnden Armen und tretenden Beinen. Mit ihrer ganzen Kraft und ihrem ganzen Körper wehrte sie sich: Gegen mich, gegen den Kurs, gegen die Situation. Nur hatte ich dieses Mal ja nur zwei Hände und nicht noch mehr Unterstützung. Kurzum: Die Stunde war eine Katastrophe und ich völlig fertig. Sie weinte, schrie, ließ sich nicht beruhigen und nahm kein Angebot mehr an. Es war auch nicht daran zu denken, dass sie noch einmal dem Wasser nähert. Völlig fertig und mit den Nerven am Ende (die mitleidigen Blicke der Menschen im Bad oder die Tipps mit „Vielleicht ist sie hungrig“ verbesserten die Situation nicht) machten wir uns auf den Weg nach Hause und sie resümierte: „Ich will da nie wieder hin. Ich gehe nicht mehr schwimmen.“
Irgendwie hat sich im Laufe der Woche ihre Abneigung gelegt und enthusiastisch packte sie ihre Schwimmsachen zusammen. Überraschenderweise hatten wir dieses Mal einen Schwimmlehrer, der ihr sofort sympathisch war – sie tut sich mit Männern immer leichter als mit Frauen. Sie ist ein Papa- und Opa-Kind durch und durch. Und ich muss sagen: Es lief super! Sie hat jede Übung mitgemacht, ist sogar hineingesprungen, am Rücken geschwommen und sichtlich über sich hinausgewachsen. Dass sie stolz auf sich selbst war, war nicht zu übersehen. Der Trick: Eine Schwimmbrille. Als wären wir noch nie auf diese Idee gekommen, aber jetzt scheint für sie der richtige Zeitpunkt gewesen zu sein.
Mir tat der Schwimmkurs nicht gut. Meine Nase war noch mehr zu und ich machte mich auf den Weg nach Hause, um mich ins Bett zu verkriechen. Mein Mann blieb mit den Kindern noch den ganzen Nachmittag am Spielplatz im Gustav-Klimt-Park und schickte mir immer wieder Fotos:
Als sie dann abends nach Hause kamen, hatten sie noch Sushi mit dabei. Ich war überrascht von dieser spontanen Aktion, denn Sushi gibt es bei uns nur zu besonderen Anlässt. Und dann kam es mir: Ich hatte völlig vergessen, dass wir ja unseren 13. Jahrestag hatten. Das ging in dem ganzen Trubel der letzten Zeit völlig unter und ich bin einmal mehr dankbar, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, der mir immer viel Verständnis entgegen bringt und mich so liebt, wie ich bin.
Das war unser Wochenende in Bildern – und wie war es bei dir?