Experiment: Einen Tag lang Ja-Sager-Eltern

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Einen Tag lang Ja-Sager-Eltern – wir haben das Experiment gewagt!

Es war ein paar Tage vor dem 6.Geburtstag meiner Tochter. Als wir abends noch ein wenig kuschelten, meinte sie: „Mama, weißt du was ich mir wirklich, wirklich, wirklich zum Geburtstag wünsche?“ – Oje dachte ich, jetzt kommt: Ein großes Fillyschloss, ein rosa Fahrrad oder anderes. Aber nein. „Was denn?“ fragte ich sie zurück. „Ein Tag ohne Nein wäre schön. Dann können sich die Kinder aussuchen, was sie wollen.“ Mich erinnerte dieser Wunsch sofort an das Experiment, was wohl passiert, wenn Eltern einen Tag lang die Kinder entscheiden lassen. „Mir gefällt die Idee auch. Und weißt du was? Ich werde das mit Papa besprechen. Dann machen wir das einmal.“ Sie war restlos begeistert.

Als die Kinder dann eigentlich schlafen sollten, hörte ich sie flüsternd die ersten Pläne schmieden. Und mich überkamen ein paar Zweifel, ob diese Idee so gut wäre und was dann auf uns zukäme. Ich besprach den Wunsch mit meinem Mann und wir kamen zu dem Entschluss, es einfach zu versuchen.

Drei Regeln für den Ja-Sager Tag

Dabei gäbe es nur 3 Dinge, die die Kinder berücksichtigen müssen bei ihren Ideen:

  • Es darf niemandverletzt werden.
  • Ein Ausflug darf nicht länger als 30 Minuten Autofahrt entfernt sein.
  • Budgetlimit: 50 Euro

Tag X rückte näher und die Ideen wurden immer vielfältiger. Die Kinder waren ja klug, sie verrieten nichts, sondern kicherten nur untereinander und meinten: Ihr werdet schon sehen, wir haben uns tolle Sachen für uns ausgedacht.

Das Experiment Ja-Sager-Eltern geht los

Tag X war da. An diesem Tag waren wir Ja-Sager-Eltern. Und wir möchten mit euch teilen, wie wir einen wundervollen Tag gemeinsam verbrachten:

Der Tag begann mit einem von den Kindern gerichteten Frühstück im Bett. Kaffee mit Milchschaum (!) für die Eltern, Kakao mit viel Kakaopulver für die Kinder (und der Erkenntnis, dass das schon sehr süß ist), dazu mit Frischkäse gefüllte Paprikaschiffchen, ein wenig aufgeschnittenes Obst und Brot. Lecker, ich rechnete ja mit einer Nutellaschlacht und war erstmals positiv überrascht. Nur die Küche, die durfte dann ich aufräumen. Gut, ist nicht schlimm.

Weiter ging es mit dem ersten Wunsch: Lackenhüpfen. Gut. Alle regentauglich anziehen und ab in den nächsten Park. Auch die Eltern hüpften mit. Bis der Gatsch im Gesicht klebte. Es war lustig.

Da es dann doch etwas kühl wurde, wollten die Kinder wieder nach Hause und sie hatten den Wunsch, das Mittagessen selbst zu kochen. Wir baten nur um Vorsicht beim Herd und wenn sie Hilfe bräuchten, sind wir da. So entwickelte sich der Kochplan zu einem gemeinsamen Kochen: Spaghetti Bolognese „mit ohne Gemüse“, wie Minimi sagte. Und nachher noch ein Eis, obwohl es draußen kühl war – das gibt es sonst nie. Minimi verzichtete auf ihren Mittagsschlaf und da fiel es mir zum ersten Mal schwer, nicht „Nein“ zu sagen. Aber ich ließ mich darauf ein und sie blieb wach.

Den Nachmittag verbrachten wir zusammen mit gemeinsamen Spielen: Gefühlte 30 Runden UNO und Quartett, gefolgt von Twister und Siedler von Catan. Anschließend durfte eine Knetorgie nicht fehlen und es entstanden lauter bunte Ketten und Broschen. „Mama, die Brosche ist für dich, weil der Tag so viel Spaß macht“ lautete das Zwischenresümee von meiner Tochter.

Das Abendprogramm

Abends gingen die Kinder dann gemeinsam in die Badewanne, so lange sie wollten. Buntes Wasser, rumspritzen und untertauchen gehörten dazu. Es war zwar laut, aber lustig. Den Abschluss des Abends verbrachten wir auf Wunsch mit Popcorn und einem Disneyfilm in Kinoatmosphäre vor dem Fernseher. Gemeinsam in Decken eingekuschelt auf dem Sofa. Gemütlich. Beim Schlafengehen wurden noch 2 Gute-Nacht-Geschichten gewünscht und wir fanden nach wenigen Minuten glücklich schlummernde Kinder in unseren Armen vor. Auch Minimi hielt tapfer durch, wenn auch abends schon deutlich müder.

Fazit zum Ja-Sager-Tag

Der Tag war vielleicht ein wenig anstrengender als sonst, aber er war erfüllend und keinesfalls zum Fürchten. Die Kinder wollten keine Geschenke, keine großen Ausflüge, sie wollten Zeit mit uns und freuten sich über Kleinigkeiten – obwohl sie die Möglichkeiten gehabt hätten. Es zeigte uns, wie einfach ein Tag ohne ein einziges „Nein“ sein konnte, und wie gut es tut, manche Grenzen und „Verbote“ auf seine Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Wir haben uns vorgenommen, öfters auf die Ideen der Kinder einzugehen und uns wieder ins Gedächtnis zu rufen, sie ernst zu nehmen. Wir finden es schön, als Familie näher zusammenzurücken. Solche Tage wollen wir nicht mehr als Ausnahme wiederholen, sondern das Gelernte fix in den Alltag integrieren und unseren Kindern versprechen, dieses Experiment nicht als Experiment zu sehen, sondern die davon gewonnene Erkenntnis mitzunehmen: Ein Tag mit weniger Neins ist viel entspannter.

Hast du schon einmal ein ähnliches Experiment mit deinen Kindern gewagt? Was sind deine Erfahrungen? Oder kannst du es dir gar nicht vorstellen? Erzähl mir davon!

Deine Anna

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