Neuzeitliche Gefahren: Wieso euch der Digitalkonsum eurer Kids nicht völlig egal sein sollte

Digitalkonsum unserer Kinder
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Die Lebenswelt heutiger Kinder und Jugendlicher ist fraglos zu einem erheblichen Teil digital geprägt. Doch nur, weil dieser Zeitgeist praktisch unumgänglich ist, wenn euer Nachwuchs nicht den Anschluss verlieren soll, heißt das noch lange nicht, ihr solltet einfach achselzuckend akzeptieren und eure Kids in digitalen Belangen „einfach mal machen lassen“. Denn die Digitalisierung kann bei falscher Nutzung verschiedenste Gefahren bergen. Wir zeigen euch jetzt sechs besonders relevante davon, wie ihr sie bei euren Kids richtig erkennt und was ihr tun könnt.

1. Absolut nicht jugendtaugliche Inhalte (der legalen Art)

Nicht alles, was im Netz zu finden und legal ist, ist für ein minderjähriges Klientel gedacht – oder für dieses legal. Dazu wollen wir euch zwei Zahlen verraten:

  • Es gibt knapp 2 Milliarden Websites insgesamt im Netz.
  • Zirka 4 Prozent davon, das wären etwa 80 Millionen Sites, sind Porno-Seiten.

Ein ganz erheblicher Teil davon ist ohne jegliche Schwierigkeiten zu erreichen. Und die einzige Hürde ist ein Klick auf einen „Ja, ich bin volljährig“-Button – wenn überhaupt.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Sexualität beginnt nicht erst mit der Volljährigkeit. Dementsprechend sind solche Portale schon wesentlich früher interessant für euren Nachwuchs. Doch sogar, ohne aktiv solche Seiten anzusteuern werden heutige Kids schon sehr früh mit sexualisierten Inhalten konfrontiert – etwa in Messenger-Gruppen oder auf Drittportalen.

Eine schon etwas ältere Studie berichtet, dass die Hälfte aller Jugendlichen zwischen 14 und 20 bereits mit Pornografie in Kontakt gekommen sind. Eine neuere britische Studie belegt sogar, dass jedes zehnte Kind bereits mit neun Jahren solche Inhalte gesehen hat.

Das Hauptproblem daran: Solche Medien zeigen Sexualität fast ausschließlich in einer verzerrten Form, die nur wenige Schnittmengen mit der Realität hat. Die Auswirkungen auf sich noch in der Entwicklung befindliche Menschen sind mannigfaltig und verheerend.

Im Prinzip bekommen eure Kids dadurch ein katastrophales Bild von Sexualität, Geschlechtern und nicht zuletzt Beziehungen vermittelt – schlicht, weil viele von ihnen den Unterschied zwischen echter Sexualität und dem, was die Porno-Industrie präsentiert, nicht richtig einordnen können. Viele Kinder und Jugendliche, die solche sexualisierten Inhalte konsumieren, reagieren daher vergleichbar mit Menschen, die sexuell missbraucht wurden.

Nur ein Beispiel von vielen: In der erwähnten britischen Studie antworteten erschreckende 47 Prozent der Teens, sie seien der Meinung, Frauen und Mädchen würden beim Sex gewalttätige Handlungen wie Schlagen oder Würgen erwarten. Immerhin 42 Prozent glaubten sogar, Frauen würden dies mögen.

Das ist deshalb so brandgefährlich, weil diese Eindrücke in den prägendsten Lebensabschnitten überhaupt stattfinden. Anders formuliert: Der Konsum solcher Inhalte kann und wird euren Nachwuchs massiv in eine völlig falsche Richtung beeinflussen – eine, die weit über eine falsche Auffassung von Sex hinausgeht. Eure Kinder verrohen, nehmen geistig und seelisch Schaden.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Schon die schiere Anzahl von Porno-Seiten verunmöglicht es, alle in eurem Router zu blacklisten. Außerdem gibt es noch genügend andere Optionen bis zum Mobilfunk. Eure Kids werden deshalb praktisch unabwendbar mit solchen Inhalten in Kontakt kommen; egal ob aktiv suchend oder zufällig, etwa weil ein Gleichaltriger etwas in einer Gruppe teilt. Wichtig ist, dies nicht zu ignorieren, sondern proaktiv zu handeln:

  • Sobald euer Kind aufgeklärt wurde, solltet ihr unbedingt das Thema Pornografie ansprechen. Dabei ist es vor allem wichtig, zu betonen, wie wenig diese Inhalte mit der echten Welt zu tun haben. Zieht dabei gern Vergleiche zu anderen Film-Genres, etwa Science-Fiction.
  • Gebt eurem Nachwuchs ein offenes Umfeld, in dem ihr ohne Stigmatisierung oder Strafandrohung darüber sprechen könnt. Es mag vielleicht paradox klingen, jedoch gehört dazu auch eine Enttabuisierung des Themas Sexualität zuhause.
  • Sprecht selbst ehrlich. Tut also nicht so, als hättet ihr solche Medien noch nie konsumiert, wenn es nicht so ist; vor allem, wenn euer Nachwuchs schon im Teenager-Alter ist.
  • Nutzt Handy- oder Internet-Verbote nur als allerletztes Mittel. Viel wichtiger ist es, euren Kindern zu vermitteln, wie sehr ihnen das, was für sie vielleicht aufregende Clips sind, in Wirklichkeit schadet.

Grundsätzlich ist dieses Thema nur ein Baustein in einem viel größeren System. Anders gesprochen: Es muss insgesamt ein angenehmes familiäres Umfeld bestehen, in dem euer Kind nicht zuletzt ein positives Verhältnis sich selbst und seinem Körper gegenüber entwickeln kann. Je schlechter es darum bestellt ist, desto verheerender kann sich der Porno-Konsum auswirken.

2. Gaming – in qualitativer und quantitativer Hinsicht

Videospiele sind längst ein altersloses Phänomen. Dennoch ist die heutige Kinder- und Jugendgeneration ihnen definitiv am stärksten zugetan. Grundsätzlich ist daran nichts auszusetzen. Altersgerechte Games, in Maßen genossen, können prinzipiell nicht schaden. Tatsächlich können sie sogar positive Lerneffekte, etwa im kognitiven Bereich, hervorrufen.

Aber: Sowohl was die Menge als auch Art der konsumierten Spiele anbelangt, ist der Kipppunkt rasch erreicht. Vor allem exzessives Spielen verkehrt dann rasch alle positiven Effekte ins Gegenteil – wissenschaftlich erwiesen.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Übermäßiges Gaming manifestiert sich typischerweise in verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten: Reizbarkeit, Aggressivität, sozialer Rückzug, Ängste. Tatsächlich kann es sogar zu psychosomatischen körperlichen Reaktionen kommen, etwa Bauchschmerzen.

Diese Gefahren, das sei klar unterstrichen, gelten für jede Form von Videospielen, darunter solchen, die eigentlich altersgerecht sind. Allerdings ist „zu viel Gaming“ nur die eine Seite der Medaille. Die andere sind Spiele, die aus irgendeiner Sicht problematisch sind, mitunter nur für jüngere Altersgruppen.

Ja, darunter finden sich natürlich die typischen gewaltverherrlichenden (Baller-) Spiele. Ebenso können jedoch Games zur Gefahr werden, die nach dem Pay-to-Win-Prinzip funktionieren. Man kann (oder muss sogar) Ingame-Gegenstände erwerben, um Erfolgschancen zu haben. In dieselbe Kategorie gehören Spiele mit glücksspielartigen Inhalten. Darunter besonders prominent die sogenannten Loot-Boxen. 

Hierbei bestehen die Gefahren erneut darin, eurem Kind völlig falsche Ansichten zu vermitteln und/oder es zu einem Fehlverhalten zu erziehen. Bei exzessivem Gaming im Jugendalter (nebst den dann erfolgenden Prägungen) kann sogar eine Anfälligkeit für andere, aber ähnlich gelagerte Süchte entstehen, etwa Glücksspielsucht.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Wie viele Stunden spielt euer Kind täglich? Alles, was über zirka eine Stunde hinausgeht, solltet ihr definitiv kritisch betrachten. Ignoriert zudem nicht, was genau euer Kind spielt und recherchiert im Netz, ob dieses Spiel für seine Altersklasse überhaupt geeignet ist. Lasst euch dabei nicht von Trends beeindrucken. Fortnite etwa, das Kult-Game seit Jahren, ist zurecht erst ab 12 Jahren freigegeben – und wird wegen anderer problematischer Inhalte selbst für ältere Kids kritisch gesehen.

Dabei hilft es immens, euren Nachwuchs nicht mit Konsole, Handy oder Computer im Zimmer allein zu lassen. Bis weit ins Teenager-Alter könnt ihr diese Geräte im Wohnzimmer aufstellen und somit besser kontrollieren, was eure Kinder (und deren Freunde) darauf „daddeln“.

Achtet zudem darauf, euer Kind niemals aus Langeweile gamen zu lassen. Denn immer wieder zeigt sich, wie viel seltener Kids ein problematisches Gaming-Verhalten entwickeln, wenn sie von den Eltern zu anderen Aktivitäten ermutigt werden und es generell ein harmonisches Familienumfeld gibt.

Ungleich zu manchen anderen Digitalthemen solltet ihr euch zudem im Zweifelsfall nicht scheuen, rigorose Verbote auszusprechen und deren Einhaltung zu kontrollieren.

3. Höchst fragwürdige Vorbilder

Falscher Umgang mit Pornografie und Gaming ist tatsächlich ein eher jugendliches Phänomen. Was jedoch diesen Punkt anbelangt, müssen wir alle uns selbst fragen, was wir hier unseren Kindern vorleben.

Die Rede ist von Influencern. Mittlerweile gibt es Millionen davon für praktisch jedes nur denkbare Themengebiet. Nur wenige von ihnen richten sich explizit an Minderjährige. Jedoch ist das Phänomen generell dazu geeignet, Kindern und Jugendlichen völlig falsche (Vor-) Bilder zu vermitteln.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Zunächst: Influencer ist nicht gleich Influencer. Manche davon sind Menschen, die Jugendliche durch ihre Vorbildfunktion durchaus zu positivem Verhalten animieren und sie darin bestärken können. Etwa eine Steigerung des Selbstwertgefühls oder die Fähigkeit zu mehr Eigenreflexion. Nicht zuletzt kommen diejenigen Influencer hinzu, die tatsächlich wichtige und wertvolle Ratschläge vermitteln.

Ebenso gibt es jedoch Influencer, die letztendlich nichts anderes sind als Werbebotschafter, die jedoch nicht als solche erkennbar sind. Sie geben sich eben persönlich, als „Mensch wie du und ich“, obwohl sie es nicht sind. Außerdem birgt jeder Influencer durch seine Art des Auftretens die Gefahr, euren Kids das Gefühl zu geben, etwas zu verpassen oder weniger wert zu sein.

Die Gefahr liegt dabei in der Natur der Sache:

  • Influencer sind durch ihre Art besonders vertrauenserweckend.
  • Sie sind vielfach ein Trend für sich.
  • Durch ihre Reputation können Influencer stark zur Meinungsbildung beitragen – egal ob richtig oder falsch.
  • Influencer können den Eindruck erwecken, es sei möglich, ohne viel Arbeit reich und berühmt zu werden.
  • Nicht alle Influencer sind sich über ihren großen Einfluss und die damit einhergehende Verantwortung im Klaren.

Daraus kann ein gefährlicher Mix entstehen. Einer, der eurem Nachwuchs falsche Werte vermittelt oder sie zu gefährlichem Handeln erzieht. Nicht zuletzt können die Influencer selbst, obwohl sie vielleicht alles richtig machen, zu einem überhöhten Vorbild werden – ähnlich wie beispielsweise Musiker.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Der wichtigste Schritt besteht hier darin, euch selbst zu überprüfen. Denn wir, als Elterngeneration, zeigen oftmals selbst einen problematischen Umgang mit Influencern, der auf den Nachwuchs abfärbt.

Abermals gilt: Ignoriert nicht, was euer Kind im Netz tut. Sprecht mit ihm darüber, welche Vorbilder es in dieser digitalen Welt hat. Erklärt ihm, dass Influencer nicht „über Nacht“ diesen Status erreichen, sondern es a) sehr viel Fleiß erfordert und b) nur eine winzig kleine Minderheit mit einer enormen Portion Glück zu einem tatsächlich erfolgreichen Influencer wird.

Nicht zuletzt solltet ihr euren Kids stets den vielfach vorhandenen werblichen Background klar und deutlich vermitteln. Nicht jeder Influencer ist bloß ein guter Freund oder jemand, der gerne Produkte rezensiert. Viele sind felsenfest in eine riesige Maschinerie namens Influencer-Marketing eingebunden und werden schamlos als geschickt getarnte und durch ihre Art sehr effektive Werbebotschafter genutzt.

Eure Kids sollten lernen, diese Menschen mit einer guten Portion Vorsicht zu betrachten und ihnen niemals blindlings zu vertrauen – ganz gleich, wie ehrlich sie wirken mögen oder wie sehr sie aktuell im Freundeskreis „einfach Pflicht“ sind.

4. Mobbing, Hass und Hetze

Das Internet ist in den meisten Ecken ein Ort oberflächlicher Anonymität – selbst, wenn man die Personen vielfach über IP- und MAC-Adressen herausfinden kann. Ihr selbst wisst wahrscheinlich, wie sehr diese Anonymität manch einen dazu verleitet, nicht einfach nur offen seine Meinung kundzutun, sondern dabei sämtliche Grenzen eines angenehmen gesellschaftlichen Miteinanders und mitunter sogar die Gesetze zu überschreiten.

Selbst, wenn euer Nachwuchs nicht direkt das Ziel solcher Aussagen ist, kann er dennoch dadurch Schaden erleiden.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Diesbezüglich sprechen wir hier von drei distinktiven Gefahren:

  1. Bei eurem Nachwuchs werden durch das Erleben solcher Vorgehensweisen Hemmschwellen gesenkt. Beispielsweise bekommt euer Kind den Eindruck, es sei okay, sich derartig im Netz zu verhalten – mitunter färbt dieser Eindruck sogar auf das Verhalten in der analogen Welt ab.
  2. Es entsteht vielfach die Ansicht, Hass und Hetze seien sowohl für die Täter als auch die Opfer folgenlos. Insbesondere, wenn euer Kind beide Gruppen nicht persönlich kennt. Es erlebt sozusagen nur die Tat, aber nicht, welche Auswirkungen sie jenseits des Netzes hat.
  3. Hass und Hetze sind durch die Anonymität oftmals verselbstständigend. Das ist besonders dramatisch, wenn euer Kind zum Ziel wird. Lest euch dazu beispielsweise in den Fall des „Drachenlords“ ein. Ein junger Mann, dessen Feinde sich über Jahre hinweg einen fragwürdigen „Spaß“ daraus machten, ihn auf verabscheuungswürdige Weise zu quälen.

Nicht zuletzt ist das alles so gefährlich, weil eurem Kind suggeriert wird, es müsse stets massenkonforme Ansichten vertreten. Denn sobald jemand im Netz eine abweichende Meinung vertritt, steigt die Wahrscheinlichkeit für Hass und Hetze dramatisch an.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Das Schwierige an diesem Themenkomplex ist, wie rasch es möglich wird, gleichsam Opfer und Täter zu sein. Zudem ist faktisch jede Handlung im Netz dazu geeignet, euren Nachwuchs Hass auszusetzen oder ihn (unabsichtlich) dazu zu animieren, selbst ein solches Fehlverhalten an den Tag zu legen.

Die wichtigste Grundlage ist, eurem Kind zu vermitteln, wie es nicht selbst zum (Weiter-) Verbreiter von Hass und Hetze wird. Dazu muss es unbedingt verstehen, wie dramatisch sich gerade die Shitstorms im Internet auf Menschen auswirken können – und wie sehr schon (gefühlt) kleine Beleidigungen schmerzen können.

Erneut handelt es sich hierbei um ein Thema, das in den viel größeren Komplex einer aufmerksamen, liebevollen Erziehung eingebettet ist: Je höflicher und respektvoller es bei euch zuhause zugeht, desto geringer ist die Gefahr für euer Kind, zum Täter zu werden.

Umgekehrt solltet ihr immer ein offenes Ohr für eure Kids haben. Redet mit ihnen darüber, was sie bewegt. Insbesondere, wenn sie plötzlich ein verändertes Verhalten zeigen. Mitunter entsteht es, weil sie im Netz zum Opfer von Hass und Hetze wurden. Wenn das der Fall ist, solltet ihr sofort Gegenmaßnahmen ergreifen. Diese reichen vom Löschen des Kontos eures Kindes bis hin zu Anzeigen.

Merkt euch dazu bitte: Es gibt in Sachen Hass und Hetze keine übertriebenen Handlungen. Alles außerhalb aktiver Gegenmaßnahmen gibt den Tätern nur zu verstehen, ihr Handeln sei okay, wodurch sich die Grenzen des Mach- und Sagbaren immer weiter verschieben.

5. Cybergrooming

Einmal mehr ist die Anonymität im Netz, in Verbindung mit der extremen Verbreitung der nötigen Geräte, ein Grund dafür, warum eine Gefahr überhaupt entstehen konnte. Beim Cybergrooming handelt es sich letztlich um nichts anderes als eine auf Digitaltechnik basierende Masche von Pädophilen und Hebephilen – erstere fokussieren sich auf Kinder bis zur Pubertät, letztere auf Jugendliche.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Beim Cybergrooming geht es darum, sich als Erwachsener über das Netz das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen – oftmals, indem die Täter sich als Gleichaltrige ausgeben; wenigstens in der ersten Phase. Ziel ist es, das Opfer durch gezieltes Vorgehen zu (meistens) sexuellen Handlungen zu manipulieren.

Welche das sind, unterscheidet sich von Täter zu Täter. Vielfach wird beispielsweise versucht, Jugendliche dazu zu bringen, Nackt- und ähnliche Aufnahmen zu versenden oder in Video-Chats sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Andere Cybergroomer hingegen nutzen diese Taktik, um genügend Vertrauen aufzubauen, bis es zu Treffen mit sexuellen Absichten kommt. Wir müssen euch wohl kaum sagen, welche Gefahren all das bedeutet.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Grundsätzlich müsst ihr euch eines merken: Jede Form von Cybergrooming ist strafbar. Das gilt schon für die reine Kontaktanbahnung, selbst, wenn es noch zu keinen sexuellen Handlungen gekommen ist. Ihr als Eltern solltet deshalb schon beim kleinsten Verdacht nicht zögern und eine Anzeige bei der Polizei stellen.

Zudem solltet ihr niemals warten, bis euer Kind so etwas erleben muss, handelt erneut proaktiv:

  • Erklärt eurem Kind, dass es im Netz niemals mit Fremden kommunizieren soll, egal wie freundlich diese wirken. Und ungeachtet ihres Alters sollten euch eure Kids unbedingt immer informieren, sobald in Chats mit ihnen nicht persönlich Bekannten typische Cybergrooming-Maschen aufkommen. Etwa, wenn das Thema Sexualität zur Sprache kommt, Geschenke angeboten werden oder vorgeschlagen wird, auf private Kommunikationswege zu wechseln.
  • Redet regelmäßig mit euren Kids über das, was sie im Netz erleben. Je jünger sie sind, desto weniger sollten sie digitale Angebote sowieso ohne eure Aufsicht nutzen.
  • Seid bereits beim kleinsten Anzeichen von Cybergrooming rigoros: Sichert Chat-Verläufe und stellt sofort eine Anzeige.
  • Gebt eurem Kind zu verstehen, bei euch niemals Angst vor Strafen oder Ähnlichem haben zu müssen, wenn sie sich mit Problemen an euch wenden. Und: Habt absolut immer ein offenes Ohr für die Sorgen eurer Kids.

Vor allem letzteres ist extrem wichtig. Je mehr eure Kinder euch als Ansprechpersonen selbst in intimen Lebensangelegenheiten akzeptieren, desto geringer ist die Chance dafür, sich von Unbekannten manipulieren zu lassen, um sich ihnen zu offenbaren.

6. Extreme Reizüberflutung und Abstumpfungsreaktionen

Wenn ihr euch ein wenig mit dem Thema beschäftigt, dann ist euch wahrscheinlich bewusst, wie sehr die bei jungen Menschen trendigen Netzinhalte auf nur etwas ältere Personen „hektisch“, „schrill“ oder „übertrieben“ wirken. Etwa die extrem schnelllebigen Clips auf TikTok oder ähnlichen Plattformen.

Solche Inhalte machen Experten schon seit Jahren zu schaffen, denn sie trainieren Kinder und Jugendlichen regelrecht eine längere Aufmerksamkeitsspanne ab.

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Was sind die Gefahren für euer Kind?

Je nachdem, um welche Inhalte es sich konkret handelt, sind die Gefahren unterschiedlich gelagert. Im Prinzip läuft es jedoch stets auf ähnliche Muster hinaus:

  • Die Medien sind oftmals von starken Reizen geprägt. Sei es hohes Tempo oder optische Gestaltung.
  • Wenn zu viele solcher Reize auf das Gehirn einprasseln, kann es diese irgendwann nicht mehr richtig verarbeiten. Gleichsam tritt ein Gewöhnungseffekt auf, der, ähnlich wie eine Drogensucht, immer höhere „Dosen“ erforderlich macht.

Junge Gehirne können diesbezüglich weniger verkraften. Zudem bleibt dieser ständige sensorische „Overload“ nicht folgenlos. Es kommt zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, verschiedenen Erschöpfungszuständen. Manche Kinder zeigen sogar aggressives Verhalten – das alles, weil sie von den vielen Sinneseindrücken überfordert werden.

Wie erkennt ihr problematisches Verhalten und was könnt ihr tun?

Noch steht die Wissenschaft hierzu am Anfang. Klar ist jedoch, wie stark die Dosis das Gift macht. Heißt, es sind nicht TikTok und Co. per se, sondern die Art, wie diese benutzt werden.

Seid deshalb wachsam dafür, ob euer Nachwuchs plötzlich große Unruhe oder Nervosität zeigt – oder sich umgekehrt ungewöhnlich träge oder erschöpft verhält. Das muss nicht unbedingt, es kann jedoch ein deutlicher Hinweis auf eine digitale Reizüberflutung sein.

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