Mama, was ist Nächstenliebe?

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Die kleine Leonie kommt nachdenklich aus dem Kindergarten heim. Auf den ersten Blick erkennt ihre Mama, dass dem Mädchen etwas auf dem Herzen liegt. „Mein Schatz, möchtest du mir etwas sagen?“, fragte die Mutter sofort. Leonie hob nachdenklich den Kopf und sagte: „Frau Gruber sagte, dass die Weihnachtszeit die Zeit der Nächstenliebe ist. Nur ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich weiß nicht, was Nächstenliebe ist“.

Ihre Mutter lächelte und strich Leonie sanft über den Kopf: „Setz dich, mein Schatz“. Leonie nahm auf dem gemütlichen Sofa Platz und ihre Mutter setzte sich mit leckeren Plätzchen und einem köstlich duftendem Weihnachtstee neben sie. An ihrem Adventskranz brannten schon die ersten beiden Kerzen. „Leonie, erinnerst du dich an die alte Dame, die im Haus neben uns wohnte, als wir letztes Jahr im Urlaub waren?“, fragte die Mama behutsam. Leonie nahm sich ein köstliches Plätzchen, dachte kurz nach und antwortete: „Ja natürlich, die alte Frau mit den langen weißen Haaren, der ich morgens immer ein Brötchen mitgebracht habe“. „Richtig, diese Dame meinte ich. Und erinnerst du dich an den armen Mann, der immer vor dem Einkaufszentrum sitzt?“. Jetzt lächelte Leonie und sagte: „Ja den kenne ich doch, Mama. Als es im Sommer so warm war, habe ich ihm doch mein Eis geschenkt. Er hat sich darüber so gefreut, dass er angefangen hat zu singen.“ Jetzt lächelte auch die Mama, trank einen Schluck von dem dampfenden Tee und fuhr fort: „Genau, mein Kind. Und weißt du noch, wie du dich mit deiner Freundin Larissa angefreundet hast?“. „Natürlich Mama, Larissas Familie ist doch so arm, dass sie sich keinen Fernseher kaufen können. Ich habe sie zu mir eingeladen, damit ich ihr meine Lieblingsserie zeigen konnte. Seit dem kommt sie einmal in der Woche nach dem Kindergarten mit zu uns.“

Die Mutter beugte sich zu Leonie, nahm sie fest in den Arm und flüsterte: „Siehst du mein Schatz, vielleicht kanntest du das Wort nicht, aber du weißt schon längst, was Nächstenliebe bedeutet.“ Leonie lächelte nun noch breiter und dachte, dass Frau Gruber Unrecht hatte. Nicht nur die Weihnachtszeit sollte die Zeit für Nächstenliebe sein.

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