4 Monate altes Baby kommt nachts alle 2 Stunden

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Meine Tochter ist jetzt 4 Monate alt und wird voll gestillt. Seit 10 Tagen will sie tagsüber 1-2 stündlich und nachts alle 2 Stunden an die Brust. Kann das noch immer ein Wachstumsschub sein oder reicht die Muttermilch nicht mehr aus? Allmählich macht mir der Schlafmangel sehr zu schaffen. Danke, B.

Liebe B.,

dass deine Tochter mit 4 Monaten vermehrt nachts aufwacht und auch nach der Brust verlangt hat nichts damit zu tun, dass deine Milch nicht mehr reichen könnte. Ab etwa vier bis sechs Monaten ist es ein normales Verhalten, dass Babys öfters aufwachen und öfter nach der Brust verlangen – und zwar nicht, weil sie nicht mehr satt werden, sondern entwicklungsbedingt. In diesem Zeitraum beginnen Kinder ihre Welt sehr konkret zu erleben und sie müssen nun das Erlebte des Tages in der Nacht verarbeiten. Dazu kommt noch, dass sie im Wachstum sind, dass sie jeden Tag neue Fähigkeiten wie umdrehen, robben, greifen, etc. lernen und beginnen, zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden. Das alles ist für deine Tochter aufregend und anstrengend. Vielleicht machen sich zusätzlich noch die ersten Zähne bemerkbar oder eine erste Erkältung, oder, oder, oder. Du siehst, es gibt genug Gründe, dass deine Tochter unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.

Deine Tochter wächst, sie entwickelt sich, sie macht Fortschritte – besonders in jenen Zeiten, die dir wie Rückschritte vorkommen.

Dass deine Tochter öfter an die Brust möchte ist noch kein Zeichen dafür, dass du zu wenig Milch hast, sondern ein normales Verhalten. Es kommt höchst selten vor, dass die Milch einfach wegbleibt, wenn ein Kind nach Bedarf gestillt wird. Solche Situationen gibt es, nämlich immer dann, wenn die Mutter überaus großem Stress ausgesetzt ist. Dann kann es sein, dass die Mutter so verkrampft, dass der Milchspendereflex einfach nicht einsetzt. Leg dein Kind immer an wenn es möchte, egal, wann du zuletzt gestillt hast. Damit kannst du nichts verkehrt machen, denn dann bekommt sie genau so viel Milch von dir, wie sie braucht. Zusätzlich beobachte, wieviel deine Tochter zunimmt und wie oft sie nasse Windeln hat:

  • 5-6 nasse Windeln in 24 Stunden (nass ist, wenn du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel gibst) – diese Regel gilt nur, wenn dein Baby keine zusätzliche Flüssigkeit bekommt
  • Gewichtszunahme pro Woche: ein 4 Monate altes Kind sollte etwa 110-160 Gramm (gemäß den WHO Child Growth Standards) zunehmen
  • Gute Hautfarbe und feste Haut
  • Fontanelle ist nicht eingefallen
  • Aufmerksames und lebhaftes Verhalten in den Wachphasen

Du kannst dein Baby einmal in der Woche wiegen: Immer zur selben Uhrzeit, auf derselben Waage, nackt, vor dem Baden und vor der Stillmahlzeit. Wichtig ist, dass das Wiegen immer unter denselben Bedingungen stattfindet um Wiegedifferenzen zu vermeiden und ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein und es besteht kein Handlungsbedarf. Wenn du bemerkst, dass deine Tochter zu wenig zunimmt, dann ist das kein Grund zum Abstillen oder zum Zufüttern mit der Flasche, wenn du das nicht möchtest: Du kannst die Milchmenge steigern, ein Brusternährungsset verwenden und deiner Tochter vorübergehend eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne geben. Wie das genau geht, kann dir eine Stillberaterin zeigen.

Ich weiß jetzt nicht, wo deine Tochter schläft. Am einfachsten ist es für dich, wenn deine Tochter bei dir schläft und du sie im Liegen stillen kannst. Viele Mütter berichten davon, dass sie dann beim Stillen nachts wieder eingeschlafen sind. Wusstest du, dass sich eure Schlafrhythmen aufeinander einstellen, wenn deine Tochter bei dir schläft? Die Natur hat es so eingerichtet, dass dein Kind dich nicht in einer Tiefschlafphase weckt, wenn es bei dir schläft – das braucht natürlich ein wenig Übung, aber es klappt. So bekommst du mehr erholsamen Schlaf und im Übergang von einer Schlafphase in die nächste, also dann, wenn du ohnehin wacher bist, kannst du deine Tochter im Halbschlaf anlege und wieder weiterschlafen. Ansonsten kannst du nicht mehr tun als durchhalten. Viele Ärzte empfehlen dann abzustillen oder zuzufüttern, aber diese beiden Möglichkeiten sind keine Garantie, dass dein Kind dann besser schläft. So wie du es beschrieben hast, wacht sie entwicklungsbedingt häufiger auf – und daran wird auch ein sättigender Brei nicht viel ändern. Dein Kind kann schlafen, es schläft nur anders. Umso wichtiger ist es, dass du untertags auf dich schaust und Ruhephasen für dich findest. Vielleicht kannst du dich einmal mit ihr gemeinsam hinlegen und ausruhen oder du bittest mal eine Oma und Freundin mit ihr spazieren zu gehen, damit du ein wenig schlafen kannst. Halte durch!

Wenn deine Tochter nach dem Trinken noch unruhig ist, dann muss das nicht unbedingt mit Hunger zusammenhängen. Ein Menschenbaby ist ein Tragling und braucht intensiven Haut- und Körperkontakt. Die meisten Kinder, die intensiv getragen werden, sind ruhiger und ausgeglichener – ein Tragetuch oder eine Tragehilfe kann ich dir sehr ans Herz legen, sofern du noch keine hast.

Wenn du unsicher bist, dann such dir am besten eine Stillberaterin vor Ort und besprich deine Situation mit ihr in aller Ruhe. Sie kann schauen, ob deine Kleine richtig an der Brust saugt oder ob ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste (etwa durch einen Schnuller oder eine Flasche). Was du nun tun kannst? Leider nicht allzu viel. Es bleibt dir nicht viel übrig als geduldig zu bleiben und sowohl Tage als auch Nächte möglichst ruhig zu gestalten. Viele Eltern greifen dann zu Schlaflernprogrammen – diese lehnen wir jedoch strikt ab. Warum, kannst du hier nachlesen: Kein Schlaflernprogramm ist bedürfnisorientiert!

Alles Liebe, Anna von welovefamily

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